„Liebe und andere Lügengeschichten“ ist ein wunderschöner Titel, wenn man oder vor allem Frau gerade in grauester Melancholie versinkt. Und um Liebe geht es in diesem Manga auch oft, meist – wie es der Titel schon heraus posaunt – von einer unglücklichen. Es geht um junge Menschen die sich nicht lieben, sich gerade trennen, ihr Leben ebenso wenig lieben wie sich selbst oder einfach um einen kleinen Moment voller Traurigkeit.
Die Kurzgeschichten gehen nicht in die Tiefe, es wird nichts erklärt, keine Gründe – es bleibt der Mensch mit seinen Gedanken. Die Augenblicke, die uns dieser Band in die Gefühle der Autorin gestattet, sind schmerzhaft. Vielleicht gut zu merken, dass man sich nicht alleine öfters mal der ausweglosen Ungerechtigkeit des Lebens hingibt. Früher musste man dazu den netten Melodien von Vincent Clark lauschen, heute liest der Mensch voller Weltschmerz diesen Manga.
Dabei erhellen die Blitzlichter in die japanische Seele sicherlich nicht das ganze Bild, sie rücken einzelne Momente ins Rampenlicht. Sicher gibt es auch im Land des Lächelns glückliche Beziehungen oder alte unglückliche Menschen, sicherlich erzählt dieser Manga nicht die ganze Wahrheit, aber diese Traurigkeit ist einfach zu schön. So schön, wie die gezeigten Menschen. Genau an diesem Punkt kann man sich von diesem Band dann wieder lösen, denn das Ganze ist deutlich überzogen. Es gibt also auch ein anderes Leben. Aber war nicht auch Werthers lähmendes Selbstmitleid über seine unerfüllte Liebe zu Lotte wunderschön?
Das schönst ist, dass man sich diesem Leiden hemmungslos hingeben kann, und es wie Enkelkinder in absehbarer Zeit auch wieder abgeben kann.