Ein Mal Mäuschen spielen dürfen, einer Geschichte beiwohnen, ohne in sie involviert zu sein – einfach Zuschauer sein zu dürfen bei einer spannenden Geschichte. Diesen Wunsch erfüllt der neue Comic bei Alles Gute. „Cosa Nostra“ erzählt die Geschichte der amerikanischen Mafia. An der Seite der Rotznase Leonardo Teresi erleben wir Leser den Beginn des 20. Jahrhunderts in New York. Die ersten Automobile verschrecken die Pferde in den sandigen Straßen der großen Stadt, in der sich die in Armut lebenden Einwanderer blutige Kämpfe um die Hoheit über die Straßenzüge liefern. Dabei ist Armut noch ein kleines Problem, ernst wird es, wenn man wie Alfredo Morici zu etwas Geld kommt. Mit dem Geld kommt die Gier und die ruft die menschlichen Aasgeier auf den Plan. Und mittendrin Leonardo, der einer großen Zukunft in einem blutigen Gewerbe entgegen blickt.
Cosa Nostra ist eine fast ruhige Geschichte des Verbrechens. Gelegentliche Zeitsprünge lassen etwas Mitgefühle für die Protagonisten aufkommen, spannend wird es aber nicht. Hier unterscheidet sich dieser Comic von dem thematisch ähnlichen Film „Gangs of New York“. „Cosa Nostra“ spielt auch fast ein halbes Jahrhundert später, wirkt aber trotz des Gangster Themas beschaulich. Spannend wird dieser Band erst am Ende, als historische Fotos die Authentizität des Erzählten belegen.
Der Zeichner Erwan Le Saëc sieht etwas steif und sehr französisch aus. Unzählige Details machen die kleinen Seiten zu etwas sperrigen Geschichtsstunden. Aber warum ist die Wäsche zwischen den Häusern ausnahmslos weiß? Die vielen Einzelheiten zusammen mit den historischen Fotos laden zum recherchieren ein. Hatten die Automobile um die Jahrhundertwende Lampen aus Messing?Wie waren die Dienstmädchen gekleidet? Haben Autor David Chauvel und sein Zeichner hier wirklich ihre Hausaufgaben gemacht?
„Cosa Nostra“ ist eine klasse gemachter Trip in die Geschichte einer der pulsierendsten Städte der westlichen Welt, und dies ist auch erst der Beginn der auf fünf Bände angelegten Reihe.
Hardcover, gutes Papier und der Umfang von 128 Seiten lassen diesen Comic gut in der Hand liegen. Wer sich für die Mafia und / oder New York interessiert, kommt an diesem Band nicht vorbei.