Loisel steht für gefühlvolle Fantasie. Mit Serien wie seiner Interpretation von „Peter Pan“ und dem fantastischen „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ untermauerten seine Geschichten das Renommee des franko/belgischen Comics. Diesmal fungiert der Franzose „nur“ als Autor. Zeichner ist der bisher unbekannte Vincent Mallié. Fans Loisels bisheriger Comics dürfen bedenkenlos zugreifen, Mallié sieht wie ein sauberer Loisel aus. Die Gesichter haben sind etwas langezogen wie bei Yslaires „Sambre“, haben weiterhin die weiten grünen Landschaften wie bei Loisel – eine sehenswerte Mischung.
„Der große Tote“ ist eine reinrassige Fantasy Geschichte. Die ungläubige Pauline will ihre Magisterarbeit in der ablenkungsfreien Einsamkeit eines abgelegenen Hauses einer Freundin schreiben. Doch schon bei der Ankunft auf dem Lande geht einiges schief. Das bereitstehende Auto will nicht anspringen und als es endlich läuft, ist auch schnell der Tank leer. Da kommt der ruhige Erwan im falschen Moment. Trotz der seiner Hilfe ist Puline sehr schroff zu ihrem Retter, der hat aber ganz andere Probleme. Er soll der mysteriöse Überbringer des kleinen Volkes sein. Die ungläubige Pauline begleitet eher aus Langeweile Erwan zu seinem Meister und wie solche geschichten es wollen, sie landet natürlich im Reich des kleinen Volkes und wird Erwan weiterhin auf seiner Mission begleiten.
Der erste Band führt behutsam in die Geschichte ein. Keine unzähligen Nebenhandlungen, die unzählige Fortsetzungen vorhersehen lassen, statt dessen wird der Leser in eine eigentlich klar erscheinende Geschichte eingeführt. Es endet mit dem Erreichen des Ziels, des großen Toten.
Keine Action, keine abgefahrenen Ideen sondern eher Bekanntes. Einzig eine an den Film „Jurasic Park“ angelehnte Szene deutet dezent Aktion an, wird aber ereignislos aufgelöst. Das klingt langweilig, ist es aber interessanter weise nicht. Das liegt an den stimmigen Bildern. Es macht einfach Spaß, die Bilder auf sich wirken zu lassen. So sanft wie die Bilder wirken, ist die Geschichte erzählt. Langsam wird aus der abweisenden Pauline eine verliebte junge Frau, wobei Erwan der unnahbare und pflichtbewusste Jüngling bleibt. Die Verführung ist also weiblich. Informationen über das kleine Volk werden nebenbei in die Geschichte eingeführt. Man sieht, dass die vier Clans sich wohl in der Hautfarbe unterscheiden – das war es dann auch. Was wirkt, ist der Einklang von ruhiger Erzählung und schönen Bildern.
Die Verarbeitung dieses Bandes ist gelungen. Überformat und keine Werbung – das wirkt edel. Leider setzt man bei Ehapa immer noch auf das alte Druckverfahren mit Rasterpunkten wo Verlage wie Splitter und Carlsen das frequenzmodulierte Raster benutzen. So zeigen sich hier in den Flächen und den sanften Verläufen die bekannten unruhigen Störungen, das ist nicht mehr zeitgemäß.
Zum Comic gibt es eine dreiseitige Leseprobe des Verlages, da lassen andere Verlage den Lesewilligen einen tieferen Einblick in ihre Comics nehmen.