Dieser Band sieht wie ein billiger Fantasy in „Blut & Schwerter“-Manier aus, aber das täuscht! Wenn Altmeister Kurt Busiek einen Titel schreibt, kann man zumindest routinierte Arbeit erwarten, er ist schließlich lange genug im Geschäft und die Serien, an denen er im letzten Vierteljahrhundert gearbeitet hat, lesen sich wie ein Who ist Who des amerikanischen Comics. Neben purer Superhelden-Unterhaltung bei dem JLA/Avengers CrossOver bis zu ambitioniertem Autoren-Kopf-Kino wie in Astro-City - der Mann kann einfach alles. Hier ist es ein die Geschichte eines Mannes ohne Erinnerung aber außerordentlichen Fähigkeiten im Töten.
Es beginnt in einer grau/grünen Welt im Matrix-Stil. Überall Überwacher und Technik und dennoch beherrscht Furcht und Gewalt die Welt bis es zu einer globalen Katastrophe kommt und der technischen Welt ein abruptes Ende bereitet. Nun leben die Überlebenden wieder in bäuerlichen Gemeinschaften oder kriegerischen Stämmen. Leben bedeutet jagen und gejagt werden. Und irgendwo in den Bergschluchten liegen die Überbleibsel einer untergegangenen Welt. Zufällig wird ein Mann aus der alten Welt wieder ins Leben zurückgerufen. Kein Name, keine Hintergrundgeschichte aber mit einem Schwert in der Hand ist dieser Mann unbezwingbar.
Er wird Redhand genannt und beginnt sich in seinem neuen Zuhause einzuleben. Seine latenten Kenntnisse aus der alten Zivilisation macht dem Schamanen des Stamms Angst. Wird der Fremde sein überlegendes Wissen nutzen, um die Herrschaft über diese Menschen an sich zu reißen?
Es endet blutig mit einem riesigen Monster und angsterfüllten Augen. Busiek erzählt eine verdammt harte und konsequente Geschichte um Sicherheit. Das tut er blutig und kreiert einen kühlen und undurchsichtigen Helden, wie wir ihn bisher nur in Agentenstories erlebt haben.
Die blutige Welt von Redhand wird fantastisch vom Italiener Mario Alberti in Szene gesetzt. Die Gesichter sind elegant wie bei Barry Windsor-Smith und das Monster erinnert an Corbens Ekel-Würmer. Insgesamt sieht Redhand innen deutlich interessanter aus, als es das Cover vermuten lässt. Obwohl Busiek eine leicht zu komprimierende Story erzählt, lässt sich Alberti episch in der Schilderung der Action aus. Das erinnert ans bunte Action-Kino und ist mitreißend. Auf der ruhigen Seite verleiht er auch der hammerharten Climax des ersten Bandes tragische Tiefe in nur einem Blick, den Redhand und seine Freundin austauschen – Klasse!
Das reich bebilderte Interview mit dem Autor rundet diesen schönen Band ab und zeigt, wie sich die neuen Comicalben wohltuend von der Massenware vergangener Zeiten großer Auflagen abheben und so auch auf unserem kleinen Markt bestehen können. Diese Qualität in Story, Zeichnung und Zusatzmaterial ist ein Werbung für das Medium Comic und wird sicherlich das Ansehen der neunten Kunst aus den Museen wieder in die Buchhandlungen tragen.