Beim groben Durchblättern scheint es klar, hier gibt es kopulierende Hunde und Helden, Blut und Gedärme. Zu viel Blut – das funktionierte bei „Fury“, einem der ersten auf „erwachsen“ getrimmten Titel bei Marvel nicht. Macht es der direkte Konkurrent DC fünf Jahre später mit dem selben Autor besser?
„The Boys“ heißt Garth Ennis neue Verunglimpfung des guten Superheldencomics, mit dem der heute 40jährige Freund der bunten Unterhosen aufgewachsen ist. Vorbei sind die Tage der guten Helden, die nach einigen Seiten der Verwirrung einen Weg finden, den Bösewicht zu besiegen oder das Rätsel zu lösen. Heute müssen es statt radioaktiver Strahlung Schicksalsschläge sein, die aus normalen Menschen Figuren der dramatischen Geschichten machen.
Hier ist es Wee Hughie, der nach einer ultrakurzen Begegnung mit einem superschnellen Superhelden nur noch die Arme seiner Geliebten in den eigenen Armen hält. Der Rest wird als Kollateralschaden von der Wand gekratzt wird, sie stand einfach im Weg.
Comicleser wissen spätestens seit „Watchmen“, dass auch Superhelden irgendwie überwacht werden müssen. Mit dieser Idee spielten einige Serien, da werden die „Thunderbolts“ nicht die letzte Variation des Themas bleiben. Garth Ennis geht bei seiner Interpretation wie zu erwarten blutig vor.
Hier sind die Wächter völlig durchgeknallte „Normalos“, die durch Drogen super gemacht werden. Doch nicht nur die Hüter sind eher Psychopathen, auch die Helden wären in den guten alten Zeiten eher Schurken gewesen. Das muss auch Naivchen Annie January erfahren. sie ist das jüngste Mitglied der Superheldentruppe überhaupt: die „Seven“. Anstatt wie in den bereits erwähnten alten Tagen mit dem Supercomputer vertraut gemacht zu werden, soll sie hier erst mal die Superstengel der Superhelden feucht polieren, wozu sich alle Mitglieder mit runtergelassenen Hosen zumindest ordentlich in Reihe anstellen.
Zwei noch normale Menschen in zwei bösen Umwelten auf gegnerischen Seiten. Wenn eine Story so anfängt, kriegen die Beiden noch jede Menge Ärger, weil sie sich näher kommen müssen.
Aber das passiert so richtig erst in Band zwei. Hier führt sich das Team der Wächter erst mal ein und nötigt die Jungen Superhelden des „Teenage Kix“ Teams, einen der ihren öffentlich blosszustellen. Als Druckmittel dienen Aufnahmen aus dem Superheldenpuff der äußerst aktiven Junghelden.
Scheint dieser Band hauptsächlich heftige Szenen mit viel Haut und viel rohem Fleisch zu zeigen, verbirgt sich unter der gezeigten Gewalt im ersten Band der Reihe eine interessante Story. Aber wer will die bei den ganzen Titten schon lesen? Hilft Sex & Violence beim Vermitteln von Ideen? Aber diese Mischung aus Inhalt und Stimulierung der Grundbedürfnisse war schon immer eine Crux des „Ewachsenencomics“. Ennis gibt dem Leser die bei ihm erwartete Härte und auch der aus „Transmetropolitan“ bekannte Zeichner Darick Robertson setzt das Ganze ordentlich um. Es bleibt die Frage, ob interessante Ideen diese Menge an Brutalität benötigen, um gelesen zu werden.