Die Zeit ist ein Fluss, mal träge, mal mitreißend. Mal stürzt sie einen in lebensbedrohenden Aktivismus, mal lähmt sie einen mit transzendentaler Illumination. Irgendwo zwischen diesen Extremen muss sich der Spanier Max die vielen Ideen aus der Kneipe der gut situierten Intellektuellen herrausgezeichnet haben. In klaren Bildern voller verstörender Phantasmagorien visualisiert er seinen Krebs als Krebse, seine Angst als Lähmung um sich am Ende beruhigt eine Zigarette anzuzünden.
Ironie oder Anspruch? Max entscheidet sich nicht, sonder schwadroniert über Esoterik auf seine Art: Er lässt die Gottheiten an ihm verzweifeln. Besser als andersherum. Und das sieht verdammt gut aus. Knallig Farben oft in indischen Ornamenten, da macht das Schmunzeln besonders Spaß, wenn man sich als Leser mal wieder der Täuschung hingibt, etwas Bekanntes entdeckt zu haben.
Den zweiten Teil des Bandes nimmt eine Traumreise des Erzählers in Beschlag. Ganz in Manier des kleinen Hobbits macht sich Bardin auf, seine Alpträume zu besiegen. Das tut er ohne Worte und etwas zu konsequent – Upps!
Bardin der Supperrealist ist grafisch einfach rund und schön, inhaltlich ironisch und wie es der Titel verspricht, zumindest über weite Strecken sehr surreal – aber irgendwie netter als Dali oder Bunuel. Freunde des erweiterten Sehens werden die drei Panels in 3-D bemerken. Wer Lust am erforschen hat, kann sich eigentlich einen beliebigen Begriff dieses Comics herauspicken und im Internet seiner Bedeutung auf den Grund gehen. Stunden des Aha-Effektes sind dem nicht ganz so bewanderten Menschen sicher. So rechtfertigt sich spätestens hier der Preis des Bandes in einem ungewöhnlich hohem Beschäftigung für Entlohnung Verhältnis.