Diese Welt ist krank – zumindest stimmt diese Aussage für das Tier Mensch. Sollte man nicht von Liebe und Weltfrieden träumen? Statt dessen findet man immer wieder Entschuldigungen, das Gegenteil zu mögen. Hack / Slash ist das Comic-Gegenteil von Weltfrieden und trotzdem findet dieser Bericht Gründe, diesen Comic zu mögen.
Hack / Slash ist ein reinrassiger Schlitzer-Comic. Ganz in der Tradition von Freddy Kruger, Freitag der 13. und den unzähligen anderen Filmen dieses Genre gibt es aus irgend einem halbwegs schwer einleuchtendem Grund einen Verrückten, der irgendwie nicht sterben will dafür aber jede Menge anderer Leute aufschlitzt und dabei eine Menge Blut verspritzt. Als Film macht das Ganze Sinn, denn wie kommt man schneller auf Tuchfühlung mit einem jungen Mädchen, als wenn es sich im Kino vor Angst in die nächstbeste Umarmung rettet? Nun ist dieser Effekt des Schlitzer Genre bei entsprechenden Comics gleich Null und trotzdem macht der neue Band aus dem Haus Cross Cult gepflegten Grusel Spaß.
„Der erste Schnitt“ beinhaltet die ersten drei Geschichten mit der unweigerlich super aussehenden Cassie Hack und ihrem völlig Intelligenzlosem aber gewaltig gebautem und grünem Partner Vlad. Gemeinsam bekämpfen sie einen untoten Nerd, eine vergeltungssüchtige Jungfrau und einen zu allem entschlossenen Comic-Fan.
Die erste Geschichte besticht durch die fantastischen Zeichnungen. Okay, die vielen untoten Tiere haben etwas Übertriebenes an sich, vor allem die untote Schlange, bei der man die Wirbelsäule sehen kann. Aber das ist die Masche, mit der dieser Comic sich das Wohlwollen der Leser erschleicht. Nicht ganz so brutal wie die modernen Horror-Filme sondern mit etwas hintersinnigem Humor, aber immer noch lang keine Satire wie die „Scary Movie“ Reihe.
Mit der zweiten Geschichte übernimmt ein anderer Zeichner die Reihe. Statt ausgefuchster Perspektiven, völlig verschatteter Verläufe und fast schon grotesker Visagen nun platte Zeichnungen mit etwas unterkühltem Anime-Charme. Schade, funktioniert aber immer noch, auch wenn die computergenerierten Schatten nichts von Fluchtpunkten oder Lichtquellen halten.
Als Seeley seine Figuren auf eine Comic-Convention loslässt, beginnt der beste Teil dieses Buchs. Vlad outet sich als Fan eines kuscheligen Kinder-Comics, Mignola will ein Foto von Cassie und Marv kümmert sich um die störenden Polizisten. Der Mörder ist hier direkt aus einer Folge Akte-X entsprungen. Das ist keine Comic-Kunst, aber macht Spaß. Schade, dass Seeley halbherzig echte Personen wie Kirkman auf einer Fantasie-Con Namens Whizzer World agieren lässt. Warum nicht die Comic Con?