Keine Frage, was dem Leser zuerst ins Auge sticht, sind die fantastischen Computergrafiken. Aber was wäre ein Comic ohne Story? Ist „Sinkha – Hyleyn“ ein bloßes Bilderbuch oder steckt da eine Geschichte hinter den extra-sauber wirkenden hochglanz-Bildchen?
Anfang der 90ern des vergangenen Jahrhunderts (das klingt verdammt lang her) gab es diverse Projekte, Comics komplett digital zu erstellen. Nach den ersten Versuchen mit Shatter und dem verdammt dunklen Iron Man, hatten die Künstler mit den damals aktuellen Rechnern und Programmen endlich Tools an der Hand, um vernünftig produzieren zu können. Doch nicht nur in Amerika experimentierte man mit den neuen Möglichkeiten. In Italien arbeitete sich SF-Autor und Illustrator Marco Patrito in QuarkX-Press und Photoshop ein. So hauchte er der niedlichen Hyleyn fantastisch texturiertes Leben ein.
Als Multi-Media-Novel auf dem Computer mit Animation und Music-Score oder als Comic musste das Mädchen ihren Körper opfern, um die grässlichen Kahaltar zu stoppen.
Was 1995 einfach atemberaubend neu war, sieht auch heute immer noch fantastisch aus, selbst wenn sich die Grafik heute neben Serien wie „Die Technoväter“ oder „Megalex“ behaupten muss. In puncto – darf man das überhaupt noch noch Zeichnungen nennen? – Bilder kann der Band überzeugen, nun zur zweiten wichtigen Ebene eines guten Comics: Die Story.
Sinkha – Hyleyn ist der zweite Teil der Geschichte der knackig gebauten Hyleyn – die man in ihrer aufblühenden Schönheit auch kurz zu sehen bekommt. Im noch nicht bei uns erschienen ersten Teil der Geschichte wird das in einer heilen und langweiligen Welt lebende Mädchen in den Krieg zwischen den Maschinenwesen Sinkha und den monströsen Kahaltar gezogen, was für sie nicht ohne Folgen bleiben wird. Seit damals ist nur noch ihr Kopf organisch, ihr Körper ist eine perfekte Kopie aus Shinka-Materie, was sie zu einer Halb-Shinka macht. An ihrere Seite sind seitdem der intelligente Raumer Darcron, der Alien-Shinka Jerod und die menschlich aussehenden Sinkha Darshine und Aker. Gemeinsam versuchen die Helden, dem überheblichen Kaiser Shadoom gegen die wiederaufgetauchten Kahaltar beizustehen.
Neben sehenswerten Rendering-Overkills gibt es auf den übergroßen Seiten des Hardcoverbandes eine etwas holprig erzählte Lovestory und einige Zeitsprünge, die hier aber nicht all zu sehr verwirren. Der hier vorliegende zweite Band macht mit dem Vorwissen aus der ersten Geschichte etwas mehr Spaß, die kurze Zusammenfassung reicht aber für das Verständnis dieses Albums völlig aus.
Epsilon hat diesen Band im frequenzmoduliertem Raster drucken lassen (wie übrigens auch die neuen Alben bei Splitter). Diese Technik produziert deutlich ruhigere Bilder und das kommt diesem grafiklastigen Album sehr zu Gute.