Die meisten Verlage haben sich beim Rauspicken ihres Teils am Manga-Markt-Kuchen ein bestimmtes Zielpublikum bzw. ein Genre rausgesucht. Heyne ist meist zückersüß, Carlsen lässt Mädchenträume wahr werden, EMA versucht es mit Mystery und Horror und der Schwarze Turm lässt einheimische Zeichner ran. Stimmt alles nicht zu 100%, aber eine Tendenz lässt sich da erkennen. „Der Selbstmordclub“ hätte wunderbar ins EMA Programm gepasst. Mystery vom Feinsten mit etwas Horror garniert im grafischen Mangas-für-Ältere-Stil. Das bedeutet keine Blümchen, auch mal hässliche Menschen und ein wenig Splatter. Das sehr Angenehme an diesem Manga ist seine Zurückhaltung bei den harten Szenen. Klar könnte man den Wahnsinn von mehr als 50 toten Mädchen in der U-Bahn auch ganz ohne Blut darstellen, aber Usamaru Furuya geht nicht zu blutlüstern in die offenliegenden Innereien.
Angenehm ist auch, dass hier mal eine völlig abgeschlossen wirkende Geschichte auf nur knapp 200 Seiten erzählt wird. Das wirkt von Beginn an überlegt und baut sich logisch auf, eine Eigenheit, die man bei vielen auf endlos konzipierten Serien schmerzlich vermisst.
Ordentliche Zeichnungen für auch gerne erwachsene Leser mit einer sinnvollen und abgeschlossenen Story? Da muss doch ein Hacken bei der Sache sein! Ist er auch – es ist der Preis. Mit € 12,95 lässt sich Schreiber & Leser das asiatische Gruseln stattlich bezahlen. Aber der Selbstmordclub ist es trotz des schrottigen und gleichnamigen Films wert.
Saya ist ein einsames Schulmädchen, deren einzige Freundin Kyoko leider nicht immer Zeit für das verschlossene Mädchen hat. Vielleicht treibt sie das in die Arme eines seltsamen Schulklubs, deren fünfzig Mitglieder am 30. Mai 2001 gemeinsam vor einen U-Bahn-Zug springen. Saya überlebt wie durch ein Wunder, aber in der Folge wird Kyokos Freundin immer seltsamer. Und was hat der hässliche Lehrer mit der Sache zu tun? Er scheint etwas zu wissen und bestellt Kyoko um Mitternacht zu sich in seine Wohnung. Will er das Schulmädchen vergewaltigen? Denkt er, Kyoko würde sich wie Saya verkaufen? Doch Kyoko will ihrer Freundin helfen, und so wagt sie sich zu dem Lehrer und erfährt einiges über die Hintergründe des Selbstmordclubs, der durch Saya wiederbelebt wurde.
Es endet tragisch und doch mit einem nicht so leicht zu bemerkendem Happy End. „Der Selbstmordclub“ ist ein schreiender Appell, sich seiner Freunde bewusster anzunehmen. Das macht der Comic in einer verdammt düster aber für japanische Verhältnisse zarten Art. Das mag ob der detaillierten Bilder des Todes fast zynisch klingen, nur wer sich ein wenig in asiatischem Horror auskennt, kann diese Bemerkung nachvollziehen.
Der feste Kartoneinband in etwas größerem Manga-Format mit den eingeschlagenen Deckeln gibt dem Band auch im Äußeren eine etwas höhere Qualität.