Achtung: Das Leben mit den gezeichneten Geschichten fing für den Rezensenten genau mit dieser Serie an. Aus diesem Grund sollte man die hier vertretene Euphorie mit einem gesunden Maß neutraler Vorsicht lesen.
Karl Nagel ist mit seiner Hamburger Zeichnerkommune ein glücklicherweise nicht normaler Vertreter des Comicgeschäftes. Aber genauso besonders waren auch die alten Perry Comics. Nicht wenige der „seriösen“ Perry-Leser distanzierten sich damals vehement von dieser poppigen Version des Erbes des Universums. Doch im Comic war Perry und vor allem seine Frauen schon verdammt sexy und das, lange bevor dieser Aspekt des Lebens auch im Perry-Roman eingezogen ist.
Hieben Nagels Schergen in der ersten neuen Perry Nummer noch mit dem Holzhammer in diese Kerbe, machen sich die Nordlichter in dem das Heft abschließenden Vierseiter über eben diese Sexlastigkeit der Nummer 130 selber lustig.
Gar nicht lustig ist die Hauptgeschichte der aktuellen Nummer. „Zeig und die Sterne“ erzählt von einer heruntergekommenen Gesellschaft, in der ein Abhängiger lieber an seiner Sucht zugrunde geht, als eine verlorene Heimat zu verraten. Wer hier dank Perry ein Happy End erwartet wird etwas enttäuscht.
Perrys Suche nach den letzten freien Menschen geht weiter. Damit wird der alte Gedanke eines Handlungsgerüstes hinter abgeschlossenen Einzelabenteuern klasse umgesetzt. Neben dem Hauptchara sind wieder alle Freunde aus den alten Comics mit dabei. Zu guter Letzt drückt dann der riesige Tolotos seinen kleinen und zerbrechlichen alten Freund. Die Story kann also mit seinem Thema, dem Ende und den vielen kleinen Storygeschenken an die alten Perry-Comic-Fans voll punkten.
Auch Vincent Burmeister, der alte Popo-Partei-Kämpe, macht einen fantastischen Job. Seine Seiten sehen routiniert, lebendig und stylisch aus. Dabei soll der Abiturient des Jahres 2002 in der Schule eher unauffällig gewesen sein und selten mehr als drei Wörter am Stück in die Umwelt entlassen haben. Aber wie die Blinden meist besser hören als die Sehenden, kann er sich als Wenigsprecher sichtlich besser in Bildern ausdrücken. Die Farbgebung ist gewöhnungsbedürftig in zu auffälligen Seiten dominierenden Farben. Das passt beim Durchflug einer Sonne in knallig Gelb, macht aber im seltsam ausgeleuchteten Slum einer Drogenmetropole in Blau nicht auf den ersten Blick Sinn.
Wunderbar ist das Coverdesign. Das A der Alligatorfarm und der Heftrücken im alten Roman-Stil. Gut ist das Poster in der Heftmitte, und eine weitere Comic-Story, „Goratschin“ betitelt, ist auch noch da.