Dieser Comic legt die Einleitung der Rezension dem Schreiber quasi schon in die Feder: Autobiografien als Comic sind angesagt, und Killoffers „Sechshundertsechsundsiebzig Erscheinungen von Killoffer“ schlägt genau in diese Kerbe. Aber tut er das auch?
Zu Beginn zumindest gibt sich dieser Comic wie erwartet, und das dazu noch auf zwei Ebenen, was der ambitionierte Sprechblasenfreund zumeist mit dem Etikett „intelligent“ bewertet. Killoffer erzählt zunächst ohne Worte von seiner Unfähigkeit, sein Geschirr zu spülen. Diesem Gedanken geht er dann in den folgenden Seiten im Textbereich auch weiter nach. Doch dies ist nicht die einzige Nachlässigkeit seines Gewissens. Der Mann jagt permanent den Frauen nach, und das leider auch noch erfolglos. Das tut er aber zunächst nur in den Bildern, während der Text noch dem Abwasch nachhängt. Nun wird es fantastisch. Killoffer begegnet immer mehr Inkarnationen seiner moralischen Nachlässigkeit. War ein nackter Mann beim Comiczeichnen möglicherweise noch autobiografisch, werden wild um sich fickende Killoffers, die sich gegenseitig die Genitalien in die verschiedenen Körperöffnungen schieben, surrealistisch. Von der Selbstberichterstattung zur Selbstanalyse. Doch die kann nicht ernst genommen werden, den Killoffer steigert sich permanent in seinem Grad der gezeigten Gewalt. Er übersteigert und befasst sich so nicht mehr ernsthaft sondern fantasierend mit seinem Gemütszustand. Das hat was von einem Drogentrip und damit ähnelt es mehr einer Selbstflucht denn einer Selbstdarstellung. Die Geschichte endet ernüchternd: Killoffer steht vor dem immer noch nicht gemachten Abwasch.
Inhaltlich also ein interessanter Brocken, nicht komisch oder poetisch, eher mitreißend und verschreckend. Grafisch wunderbar nahe an den Brüdern Hernandez, dabei die Panel-Konvention sprengend, aber noch lange nicht poppig. Es wirkt oft wie ein abgefahrenes Spiel mit Vertrautem. Mal bestimmen Perspektiven das Bild, mal sind es die Personen und dann wieder bestimmt die Metapher das Bild.
Das Ganze macht Spaß, wenn man von einem Comic mehr als pures Abenteuer erwartet. Angenehm nah am Autobiographie-Hype vorbei, grafisch ansprechend und sowohl souverän wie überraschend.