Okay, Glücksritter, ein geheimes Labor, Dinos in einem irgendwie unerforschten Stückchen Land - man könnte meinen, dieses Setting wäre seit Dinopark abgehandelt, oder seit Marvels Savage Land Geschichten, oder seit Caprona, oder seit Turok - zumindest schon ziemlich lange. Warum sollte man sich „Shanna“ da anschaffen? Weil es einfach Spaß macht!
„Weil es Spaß macht“ ist ein irgendwie ungreifbares Argument, versuchen wir es mal etwas genauer:
Shanna ist mit knapp 20 Euro nicht billig, aber wegen seines großen Formats und dem Hardcover auf jeden Fall preiswert. Wie bei Panini üblich ist es keine echte Fadenheftung, die verleimten Druckbögen sehen aber auch so sehr gut aus. Preis und Leistung stimmen hier.
Frank Cho ist ein wunderbarer Zeichner und ein Autor mit dem Hang zum etwas Anderen. Das hat er schon in Liberty Meadows und University Freaks bewiesen, auch wenn das hierzulande nur die Wenigsten bemerkt haben. Cho bleibt auch hier seiner Liebe zu gut gebauten und gut aussehenden Babes treu. Diesmal mixt er es nur nicht mit niedlichen aber auch seltsamen Tierchen, sondern mit fiesen blutgierigen Tierchen und den schon erwähnten und ganz schön heruntergekommenen Glücksrittern.
Seine Shanna ist also durch und durch gutaussehend und knapp bekleidet. Klingt nach Klischee, ist hier aber nicht das Übliche. Sie ist blond und auch irgendwie blöd, aber sicher kein Dummchen. Statt einer Barbie bekommt der Leser und Betrachter hier eine gequälte Seele mit Herz und Hulk Hogans Muskeln. Und sie kann verdammt gute Knoten machen, zumindest halten die von ihr zu einem Behelfs-BH verknoteten Stoffstückchen bis zum Happy End.
Die Story lässt sich schnell zusammenfassen, hier ist es auch mehr die Art, wie das bisschen Geschichte erzählt wird. Die Action-Parts sind sehr filmisch. Mit vielen Bildern werden oft nur Sekunden dauernde Aktionen dargestellt. Text ist hier natürlich nicht vorhanden, man könnte wenn man wollte, diesen Comic mehr oder weniger schnell durchblättern und trotzdem verstehen. Glücklicherweise halten einen die klaren und vor allem in den Gesichtern der geschundenen Männer fast schon zu detaillierten Bilder lang genug auf, um sich einen zweiten Gedanken zur Geschichte und den klischeehaften Charakteren zu manchen. Da wird aus der einfach nur die Latzhose viel zu gut ausfüllenden Bombshell Shanna ein Retortenprodukt, das seine fehlende Menschlichkeit schmerzhaft erfährt und am Ende doch Überwinden kann. Die eher platteren Nebendarsteller helfen dieser Figur und dieser Geschichte - das reicht. Und weil dies ein sich in Amerika gut verkaufender Comic werden sollte, gibt es auch Hackenkreuze, die für unser Land natürlich zu Fensterkreuzen geworden sind - muss wohl so sein.
Dass Dieser Band abgeschlossen ist, macht den hervorwagenden Gesamteindruck komplett. Kein sich ewig windender Story-Wurm à la japanischer Massenware, französischem Fantasyeinheitsbrei oder amerikanischer Superheldenwiederholung - einfach eine kurze, besonders erzählte Geschichte mit einer schönen Frau und einem Happy End. Und für die Blutfans gibt’s viele hungrige Dinosaurier.