Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und das ist meist kein guter Wesenszug. Zu leicht verfällt man in das Fällen unbegründeter Urteile, ohne gelegentlich mal die Gründe für diese Urteile zu hinterfragen. Wer bei dem Namen Mike Mignola und dem Titel B.U.A.P. eine typische Hellboy Story erwartet liegt zwar nicht ganz verkehrt, wird aber im aktuellen Band der Serie enttäuscht.
Jetzt muss eine Enttäuschung ja nicht unbedingt etwas Negatives sein, vielleicht bietet das Ungewohnte ja seine eigenen Stärken. Dazu macht man sich am Besten von seinen Erwartungen frei und lässt das vermeidlich Bekannte einfach als etwas Neues auf sich zu kommen.
Zuerst die nüchternen Fakten: Der Band enthält zwei kurze Geschichten und den titelgebenden Fünfteiler „Die Froschplage“. Der Achtseiter „Im Osten nichts Neues“ ist eine Zombiestory und zeichnerisch okay und wirkt wie eine amerikanische Fließbandproduktion. „Dunkle Wasser“ bietet auf 22 Seiten dann schon den neuen Zeichner und eine typische Horrorgeschichte mit Moorleichen, Hexenverfolgung und ein humoriges Ende - macht Spaß. Neben der Hauptstory „Die Froschplage“ gibt es eine kleine Galerie mit vorwiegend Hellboy-Bildern aus deutschen Federn und das, wo doch der rote Teufelssohn in diesem Band gar nicht auftaucht.
Und nun etwas ausführlicher zum Hauptakt:
Neu ist hier der Zeichner Guy Davis. Der sieht auf den ersten Blick sehr französisch aus. Statt außergewöhnlichen und brachialen Mignola Bildern fahrige feine Striche, abgehackt wirkende Bewegungen und hässliche Gesichter. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen, aber so unattraktiv die Bilder von Davis auf den ersten Blick wirken, sie entwickeln ihren eigenen Charm - wenn man sie lässt. Das Mimenspiel kennt leider nur eine begrenzte Anzahl an Ausdrücken: Besorgt, ahnungslos, verrückt. Aber auch die aktuelle Musik in den Hitparaden besteht nur aus drei Akkorden - es kommt wie immer auf die Zusammenstellung an. Die stimmt hier und wer sich mehr Zeit für die Bilder nimmt, entdeckt immer wieder kleine Variationen und Erweiterungen.
Wie Davis mit einem beschränkten Repertoire die Geschichte erzählt ist routiniert. Einen richtigen Nachteil hat diese Reduzierung: Die unterschiedlichen verrückten Wissenschaftler der einzelnen Geschichten gleichen sich dann doch sehr und man vermutet zuerst Verbindungen, wo dann doch keine sind.
Die (Haupt-)Story bedient alle Erwartungen, die man an eine Geschichte aus dem Hellboy-Umfeld stellt. Frösche gibt es in der Horror-Literatur und in einschlägigen Filmen immer wieder. Hier können die Frösche aufrecht laufen und haben nicht so richtig was mit den kleinen glitschigen Teichbewohnern zu tun, was die von ihnen ausgehende Gefahr nicht mindert. Statt in die Karparten oder an ähnlich magisch behaftete Orte geht es diesmal ins amerikanische Hinterland. Das macht diese Geschichte unangenehm massenmarktkompatibel und nimmt etwas von dem Besonderen, das Hellboy-Comics ausmacht. Über weite Strecken bleibt „Die Froschplage“ actionreich und etwas vorhersehbar. Richtig gut wird es, als Abe Sapien einen Blick in seine Geschichte wirft. Da taucht ein U-Boot in Jules Verne Look auf und seltsam leuchtende Globen erhellen verborgene Kellergewölbe. Diese super Stimmung wird dann von einem bei einer ordentlichen Serie leider wohl unvermeidlichen offenen Ende dann wieder etwas getrübt.
Übrigens ist der Band voll in Farbe, was einen erheblichen Teil der Faszination der Zeichnungen ausmacht. Die im Anschluss an den Comic gezeigten Skizzen sind ein tolles Extra und geben einen Einblick in die Arbeit von Mike Mignola.