VampireBoy ist anders. Das beginnt mit seiner Beziehung zum Sonnenlicht. Das heilt nämlich seine Wunden, was für den sonst in der Literatur anzutreffenden Blutsauger eher unnatürlich ist. Auch beschwert sich der ewig alte Unsterbliche im Körper eines zehnjährigen über fehlende sexuelle Möglichkeiten, moderne Menschen männlichen Geschlechts haben durchschnittlich mit zehn ihren ersten Orgasmus bereits hinter sich - armer Kerl. Sex gibt es in diesem Comic dennoch mehr als genug. Dafür sorgt seine ebenfalls unsterbliche und bluttrinkende Gegenspielerin. Die war nämlich zur Zeit ihrer Umwandlung zum Vampir schon komplett entwickelt und benutzte im Laufe ihres sehr langen Lebens ihre äußeren Werte immer wieder zur Sicherung des Lebensunterhalts.
Nicht nur das ist vom argentinischen Zeichner Eduardo Risso wunderbar in Szene gesetzt. Mit klaren Linien und viel Schatten zaubert er die düstere Welt des Protagonisten mit wenig Blut aber dennoch stimmungsvoll und gewalttätig auf das Papier.
Nach dem ersten Band, der vor allem zu Beginn in klar gegliederten Episoden erzählt war, beeindruckt in Band zwei eine längere Sequenz um die unglückliche Liebe der blinden Wahrsagerin Fever. Die muss mit unserem Helden und der jungen Indianerin Evening Cloud aus New York fliehen, denn VampireBoys Gegnerin Ahmasi kam ihrem Lieblingsfeind und seiner Bekannten zu nahe.
Nun also New Orleans mit seinen großen und verfallenen Häusern, seiner als locker verrufenen Moral und der ewigen Hitze. Wer an eine scheue Romanze zwischen dem jungen Blutsauger und der pubertierenden Evening Cloud geglaubt hat, wird bitter enttäuscht und auch das Liebesleben von Fever ist tragisch und endet blutig. Daran ist natürlich wieder Ahmasi Schuld, die mit stets für die Richtigen weit gespreizten Beine ihre Rache verfolgt.