Die Zeit der "Wiedergeburt der Helden" geht zu Ende. Was vor
einem Jahr mit einer Hand voll sehr guter Zeichner und Autoren begann, ist
mittlerweile zu einer leider ganz gewöhnlichen Produktion geworden. Die
guten Zeichner sind der Reihe nach abgesprungen und haben mittelmäßigen Kollegen
das Feld geräumt. Da darf man sich als Käufer einer Serie mit 52 Heften voller
Querverweise und Verbindungen schon ein bisschen veräppelt vorkommen - zumal,
wenn diese Serie anfangs noch als grafisches Highlight gepriesen wurde.
Das neue Mini-rossover in der Welt der Wiedergeborenen heißt
"Helden vereint" und bildet den Marvel-Abschluss dieser Reihe. In den Heften
#13 wird es ein richtiges Verlags-Crossover mit Image geben. Durch den Riss
in Zeit und Raum werden die Helden von Wildstorm auf die Marvelianer treffen
(danach kommt die "Rückkehr der Helden" mit starker Superhelden-Action besonders
bei den Rächern).
Zurück zur zwölften Runde der Wiedergeburt. Wieder einmal bedroht
Galactus die Erde. Der Weltenverschlinger hat in dieser Parallelwelt-Welt
gleich vier Herolde: Firelord, Terrax, Plasma und Air Walker. Ein dicker Brocken
für unsere Helden. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass im ersten
Teil die Fantastischen Vier und ihre Kollegen versagen.
"Das kann doch nicht das Ende sein" wird sich der
erfahrene Comic-Leser sagen, womit er Recht behält. Doktor Domm kann sich
mit Hilfe einer Zeitmaschine retten und gibt den Rächern
ein paar Tips für den Kampf gegen den kosmischen Riesen. Jetzt werden
die Mathematiker unter den Marvel-Fans logisch folgern: Wenn es vier Hefte
im Crossover gibt, kann Galactus nicht schon im zweiten Heft besiegt werden.
Wieder richtig!
Nach den Rächern versucht auch der
Iron Man - immer mit der Unterstützung der restlichen Wiedergeborenen
- am Leben zu bleiben. Erst in Captain Amerika gelingt es dem immer entkommenen
Doctor Doom, die richtigen Informationen an die Helden zu bringen. So wird
die Gefahr aus dem All erst in dem Heft, das am schlechtesten gezeichnet wrdem
gebannt: Captain America.
Nett,
wie sich im amerikanischen Heft die Helden mit gehobenem rechten Arm und gestreckten
Fingern ewige Treue bis in den Tod schwören. Aber der Sieg heilt die Mittel
und Schluss endlich ist es dann doch ein anderer, der gegen Galactus obsiegt.
Ein Wächter darf die letzten Worte sprechen: "So endet es".
In einer Newsgroup beschwerte sich ein Leser, dass man immer
durch unnötige Crossover zum Kauf mehrerer Hefte gezwungen werde. Diese Unsitte
ist bei den großen amerikanischen Verlagen seit Jahren kein Zufall. Doch immer
mehr Comic-Fans stößt dies Geld-mach-Maschine bitter auf. Marvel
hat sich der Kritik angenommen und veröffentlicht momentan wieder vermehrt
Mini-Serien.
Marvel Deutschland hat angekündigt, sowohl die von der
Kritik hochgelobte Serie "Earth X" also auch die fulminaten "Avengers-Forever"-Hefte
auf den hiesigen Markt zu bringen. Bleibt zu hoffen, dass zwar die Storys,
nicht aber die Hochpreispolitik dieser Serien umgesetzt wird. Bei den Avengers
erwartet uns ein Superhelden-Comic in seiner reinsten Form, tolle Bilder und
eine spannende Story. Bei Earth X wird besonders das erwachsene Publikum angesprochen.
Hier dominiert ganz klar die düstere Story von einer Apokalypse, gegen die
sich die altersschwachen und desillusionierten Helden kaum auflehnen können.
Hoffentlich lassen sich nicht allzu viele Leser "anderer" (nicht Superhelden-)
Comics vom Marvel-Logo abschrecken und nicht zu viele Superhelden-Fans von
den düsteren Farben und Bildern. Beide Gruppen würden einiges verpassen.