In einer Welt, in der das Gedankenlesen zum Alltag gehört, ist
ein Wesen, dessen Gedanken sich nicht lesen lassen, Gold wert. Dieses Wesen
ist Nävis.
Seit sie vom Weltraumkonvoi Sillage aufgenommen wurde, ist viel
geschehen. Sie hat einige neue Freunde gewonnen, die sich um ihre Ausbildung
kümmern. Durch den Verkauf des Raumschiff-Wracks, in dem man Nävis fand, wurde
dieses Ausbildung finanziert, doch nun ist das Geld aufgebraucht, und die
immer noch knackig gezeichnete Heldin muss sich ihren Lebensunterhalt selbst
verdienen. Die Versammlung der Konstituante bietet ihr die Arbeit als Spionin
an, was Nävis aber ablehnt. Es nervt sie, immer nur wegen ihrer Psi-Anomalie
beachtet zu werden.
Da
betritt der galante Konsul Atsukau die Szene. Der Politiker versteht es, sich
bei Nävis beliebt zu machen. Aber der Diplomat spielt ein doppeltes Spiel
und so befindet sich die reizende junge Dame bald auf der Flucht vor Mördern.
Auch dem Volk der dümmlichen Migranten stehen Veränderungen bevor. Wohin wird
der Migrant Weweh - anscheinend als einziger des Denkens mächtig - sein Volk
führen?
"Sillage - Verborgene
Gedanken" ist ein spannendes Abenteuercomic im Spionage-Ambiente und Science-Fiction-Look.
Das Szenario erinnert an die Welt von Valerian
und Veronique, besonders die fremden Rassen haben durch ihre feinen Formen
deutliche Ähnlichkeit mit den Außenweltlern von Mézières, allerdings
sieht alles wesentlich runder und moderner aus. Die Farben sind kräftig und
werden durch das gute Papier unterstützt.
Die Story ist im Gegensatz zu den allgemein verträglichen Bildern
hart. Folterung und Mord sind Selbstverständlichkeiten. Das passt zwar zu
der Agenten-Story, beißt sich aber mit den niedlichen Bildern.
Der Band erzählt eine in sich geschlossene Geschichte. Die Lektüre
des ersten Bandes ist nicht zwingend
nötig, nur an zwei Stelle wird auf den Vorgänger-Band angesprochen. So kann
auch der Neueinsteiger seinen Spaß an diesem Comic haben.
Wohltuend hebt sich Sillage von der Masse der Fortsetzungs-Alben ab, bei denen
man gezwungen ist, jeden Band zu lesen und bei denen man nach 48 Seiten ohne
Anfang und Schluss zwanzig Mark ärmer ist. In dieser Hinsicht steht Sillage
in der Tradition guter Serien wie "Tim und
Struppi" oder "Spirou".