Daredevil – zuerst als Devil-Man beim BSV Verlag, dann Lückenfüller in den Williams Heften der Fantastischen Vier – ein Held der zweiten Reihe. Aber Panini hat schon immer die besonderen Abenteuer des Daredevil auch nach Deutschland gebracht. Sicher war der leider oft geschmähte Film Marketing-Aufhänger, aber dafür ist der Mann im roten Strampelanzug immer wieder für „andere“ Superhelden Abenteuer gut.
Doch die vielen Autoren, die lange Zeit und auch etwas das Dasein als eben nicht Hauptcharakter haben eine fast unüberschaubare Anzahl an Daredevils geschaffen. Alle interessant, aber es fehlt etwas die Kontinuität.
Diesmal hat der Daredevil dem Kingpin ordentlich eins über die Rübe gezogen und den Fettsack aus seinem Stadtteil gejagt. Aber Kriminalität verjagen heißt nicht, Kriminalität bekämpfen oder gar das Problem lösen. Es verlagert nur die Orte, an denen Kriminalität herrscht. Diese Erkenntnis wird sogar kurz in diesem Comic genannt.
Zurück zur Story: Daredevil hat seine Maske abgelegt und sich selbst zum Kingpin ernannt. Er will die Zügel fest in der Hand halten. Auf der anderen Seite bringt er seine Freunde damit in Gefahr. Das weiß auch der nun demaskierte Matt Murdock und trennt sich von allen seinen Weggefährten. Aber was macht man ohne Freunde, wenn plötzlich die Yakuza das vermeidliche Machtvakuum ausfüllen möchte?
Das ist die Ausgangssituation für dieses sehr textreiche und grafisch interessante Abenteuer. Textreich bedeutet in diesem Fall nicht textlastig, denn die Action und das Drama haben ihren Platz in „Daredevil – Der König von Hell’s Kitchen“.
Die Zeichnungen scheinen überarbeitet Polaroids zu sein. Harte Schatten mit groben Texturen aber immer sehr realistische Personen geben dem Comic einen filmischen Charakter. Erinnerungen an „Magnum Song“ (1982, Taschen Verlag) und „Yukikos Spinat“ werden wach. Die Action wird von seitenlangen Gesprächen unterbrochen, die für eine in die Tiefe gehende Erzählebene sorgen. Da ist dieses Album dem „Torso“ ähnlich, sogar die Sprechblasenketten haben beide Comics gemeinsam.
Daredevil ist besser als sein Film-Ruf, und sogar der ist schlechter als der Film. Anschauen lohnt sich nicht nur wegen des grafischen Stils. Für einen Hand voll Euros mehr gibt es das Teil auch als Hardcover – sicher eine Überlegung wert.