Nach dem der letzte Band „In unsicheren Zeiten“ die Serie aus einem Tief herausgeholt hat und alle bisherigen Story-Stränge zu einem vernünftigen Ende gebracht hat, endlich der neue Band.
Und das Warten hat sich gelohnt. Es geht an den Rand des großen Nichts. Dort soll es natürlich Informationen zur Erde geben. Es entwickelt sich ein spannendes Science Fiction Abenteuer, das gekonnt alte Tugenden und modernes Storytelling vereint.
Modern ist die Struktur. Eine Rahmenhandlung, die mehr oder weniger abgeschlossene Einzelalben ermöglicht, der Reihe aber eine große Richtung vorgibt. Alt ist das soziale Engagement. Ky-Gai ist eine arbeitslose Schneiderin, eine der besten natürlich, aber als die Raumanzugfabrik pleite machte, waren sie und ihre Freundinnen ratlos. Ohne Einkommen kann sie sich auch nicht die schönen Sachen leisten, die Veronique in ihrem Krämerladen anbietet. Dieser Laden ist natürlich nur eine Tarnung, um möglichst unauffällig an Informationen zu gelangen. So unauffällig wie gewünscht klappt das natürlich nicht, und Valerian landet mal wieder im Gefängnis. Aber mit Hilfe seltsamer neuer Freunde der beiden wird am Ende alles wieder gut, und unsere Helden schließen sich einer Expedition ins große Nichts an, um dem Rätsel der schwarzen Steine auf die Spur zu kommen.
Dass auf den letzten Seiten Ky-Gai eine selbstverwaltete Fabrik aufbaut und die Staatsgewalt ziemlich dumm dasteht gehört zum guten Ton der Serie. Wer will, kann sich die ersten Seiten des Albums im Internet anschauen.
Aber wenn man das Album in der Hand hält, wirken die Bilder einfach anders. Das Lesen im Lieblingssessel bei guter Musik oder was man sonst so beim Lesen bevorzugt, ist eine besondere Erfahrung, die mit dem bloßen Anschauen der Seiten im Internet nicht zu vergleichen ist. Vielleicht konsumiert man das Internet einfach anders, schneller oder oberflächlicher, vielleicht ist es wirklich das ganzheitliche Erlebnis des bewussten Lesens, das den Unterschied ausmacht.
Zurück zum Comic. Mézières Veronique ist mal wieder einfach zum Verlieben schön und der Expeditionsraumer Singh’a Rough’a erinnert an seine alten Raumschiffe – klobig und gewaltig aber mit einer klaren Linie. In einer Zwischensequenz greift der Zeichner zu einer gemalt wirkenden Kolorierung die etwas an Bilal erinnert. Der hier gezeigte schwarze Stein erinnert stark an „2001 Odyssee im Weltraum“ und die Brillen, die vor der Strahlung des Stein schützen, haben etwas von Spocks Begegnung mit dem Botschafter der Medusen („Die fremde Materie“). Lauter nette Erinnerungen in einer guten Geschichte, die der Anfang einer großen neuen Zeit für eine der besten Science Fiction Serien sein kann.