Eminem und Halle Berry sind so gegensätzlich wie schwarz und weiß (was ein Wortspiel) und beide ziemlich berühmt. Einmal Oscar-Heulsuse mit aufgesetztem Rassenkampf und einmal Provokation mit Gesellschaftskritik der Holzhammersorte. Was die beiden verbindet, ist das lange erwatete Comic „Wanted“.
Superhelden sind nicht nur hierzulande nicht mehr das angesagteste Genre. Es gibt wahrscheinlich mehr Fans von Gute Zeiten Schlechte Zeiten als von Batman. Und das mit Grund, denn die Zeiten ändern sich – die Superhelden zwar auch, aber das nutzt denen momentan nichts. Da müssen neue Besen her und das heißt beim Comic mehr Gewalt. Und jetzt eben Wanted.
Und es fängt gleich mal herzallerliebst an: „Das ist mein bester Freund. Er vögelt meine Freundin auf einem IKEA-Tisch. Den ich sehr günstig erstanden habe“. Eine klasse Lokalisierung (IKEA) und eine nicht sehr mainstreamige Aussage. Da kann sogar der Rammstein-Fan mit aufrechtem Haupt wieder Comics lesen. Und es geht ultrabrutal weiter. Neben dem alten Rein-Raus-Spiel viel Blut und Intrige, verbale Tiefschläge die Literatur-Kastrationsängste hervorrufen können.
Wanted ist Gängster-Rap mit Kostümen. Letzteres macht allerdings nur Spaß, wer sich zur alten Kara einen runtergeholt hat und dem Spielzeugmacher auf die vielen netten Gimmicks neidisch war.
Okay, Halle mit Katzenohren aber nicht peinlich ist eigentlich schon Gesellschaftskritik genug, aber es geht fäkal weiter. Aus dem Lehmmonster wird hier die Scheiße-Fresse, kennt man vielleicht aus den bewegten Bildern, ist also nicht neuerfunden aber immer noch einen hochgezogenen Mundwinkel wert.
Die Zeichnungen haben aber auch gar nichts von der Provokation der Texte. Die sind handzahm und augenfreundlich. Ist es schon wieder gesellschaftskritisch, dass aufgeplatzte Köpfe aber keine Nippel gezeigt werden? Aber das bemerkt man erst beim zweiten Nachdenken und dazu kommt es ja leider nicht. Da erfreut man sich doch lieber an der Plattitüde, in die wiederholte verbale Analvorstöße enden.
Wanted macht verdammt viel Spaß, ist aber keine politische Bibel. Es ist ein verdammt moderner Video-Clip-Comic, der seine Wurzeln zu huldigen weiß, aber auch die Zeichen der Zeit erkannt hat. „Guter Held trifft bösen Gegner, kriegt eine Niederlage und findet den Weg, den Gegner zu besiegen oder das Problem zu lösen“ reicht heute für ein sich gut verkaufendes Comic nicht mehr aus. Aber darauf kann man aufbauen. Also einfach mal alles revolutionär umdrehen, dabei den Kern beibehalten, multimedial denken und die aufbegehrende jugendliche Clientel nicht vergessen. So was kann man studieren - Medienwissenschaft meets Marketing at its best.