Alex Ross hat mit „Marvels" den Ölschinken Look ins Superhelden-Metier gebracht. Nach dem fantastischen „Kingdom Come" und vor Pathos triefenden Comics wie „Frieden auf Erden" konnte man diesen eigentlich wunderschönen fotorealistischen Stil fast nicht mehr ertragen.
Timo Würz hat mit „Black Metal“ eine wunderbare deutsche Alternative geschaffen und nun hat Panini Deutschland Marvels „Loki“ in einem ähnlichen Stil rausgebracht.
Esad Ribic malt einen sehenswert plastischen bösen Gott. Und einen alten dazu. Schiefe Zähne, faltige Haut, diesem Loki ist die Bosheit ins Gesicht geschrieben. Doch auch er darf einmal Erfolg haben. In dieser gewaltigen Geschichte ist es Loki gelungen, Thor zu schlagen und Asgard in seine Macht zu bekommen. Nun sind seine Feinde in den Kerkern Asgards: Baldur, Odin und natürlich Thor. Aber was soll der Gott der Lüge nun mit seinem Triumph anfangen? Thors Tod hat er zu oft geschworen, als dass er seinen Bruder nun am leben lassen könnte. Doch diese Aufgabe scheint Loki schwer zu fallen. Die Geschichte begleitet den neuen Herrscher über Asgard auf seinen Besuchen bei seinen Gefangenen. Immer wieder wird ihm seine Rolle als Feindbild vor Augen geführt; ist das seine Bestimmung – ist sein Sieg nur ein Fehler des Schicksals? So scheint es, denn in keinem der unzähligen Parallel-Welten ist dies jeh einem Loki gelungen. So zweifelt der Unruhestifter.
Seine neue Aufgabe scheint ihm unangenehm und dieses Comic erzählt langsam, fast behutsam von den Zweifeln des Zweiflers. Es endet natürlich überraschend. „Loki“ ist über lange Strecken sehr düster. Als ihn seine Mutter in die Wange kneift wird dieser Comic erstmals heiter, aber das ist die Ausnahme.
Wer der so ungewohnt stillen Geschichte nicht abgewinnen kann, muss dennoch den tollen Bildern Respekt zollen. Der zu Beginn benutzte Begriff „Ölschinken" impliziert schwülstige oder belanglose Inhalte, Esad Ribic ist es nicht. Er formt mit Farbe und etwas Licht fantastische Fenster zu einer heroischen Welt, die am Boden liegt.
Leider fehlt es den Bildern an Tiefe. Nicht an Aussage sondern an der Farbe Schwarz. Dadurch wirken die Seiten grau und farblos. Dazu sind in dem uns vorliegenden Band Farbspritzer Fehler in den Rastern zu bemerken. Nicht die gewollten Strukturen, Schlieren und Punkte, mit denen Ribic arbeitet, sondern Striche in der Grundfarbe Cyan quer durch Panels, wo sie nicht verloren haben. Zudem tellert das Hardcover, das heißt, der Umschlag biegt sich nach außen. Das können aber Einzelprobleme sein.