Superman Sonderband – das ruft im älteren Comic-Fan angenehme Assoziationen an die Superbände aus den 70ern und 80ern hervor. Ein geschickt gewählter Name für die neue Superman-Serie bei Panini. Und auch das erste Abenteuer in dieser Trade-Reihe kann sich sehen lassen. „Göttersturz" besticht zuerst durch seine grafische Kraft. Talent Caldwell ist durch und durch modern. Sein Superman ist angenehm proportioniert. Kräftig aber noch kein entarteter Body-Builder, kantig, aber noch nicht im Animated Stil und die exzellente Farbgebung tut das Ihrige dazu, die Bilder einfach nur gut aussehen zu lassen. Dabei hat „Göttersturz" eine angenehm bemerkbare Handschrift. Nicht zu aufdringlich und nicht zu unauffällig – insgesamt eine erfreuliche Mischung, die man sich ansehen muss.
Und auch die Story ist klasse. Wie bei den Bildern eine gut ausgewogene Mischung aus bekannten Gesichtern, etwas Gesellschaftskritik mit einem Schuss verwirrender Erzählstruktur.
Es beginnt in Kandor, der außerirdischen Stadt in der Flasche. Beschützt in Supermans Festung der Einsamkeit steht die futuristische Metropole einer fremden Welt. Kandor bot der in der "realen" Welt spielenden Superman-Serie des Silver Age die Möglichkeit, Science Fiction Elemente in die Geschichten zu bringen. In der vom bösen Brainiac verkleinerten Stadt durften schon immer die Autos fliegen und Roboter dem Menschen helfen. Doch die Zeiten von Feuervogel und Nachtschwinge (oder wie hießen Firebird und Nightwing auf deutsch?) sind lange vorbei. In Kandor regiert die Macht der faschistischen Bürgerkorps-Patrouille. Außerirdische sind nicht erwünscht und werden gejagt. So wie Superman. Der passt mit seinen ungewöhnlichen Fähigkeiten wie dem Eisatem nicht in die nicht mehr heile Welt der Kandorer. Freiheit findet er in wilden Motorradfahrten.
Da lässt Akira aber ganz schön heftig grüßen und man ist verwirrt. Kandor war doch früher ganz anders und warum weiß Superman nichts mehr von seinen Fähigkeiten? Das klingt ein wenig nach der Fernsehserie Smallville. Es ist schon verdammt geschickt, wie in dieser Geschichte Altbekanntes und Aktuelles vermengt werden.
Natürlich wird Supie am Ende sich seiner uns vertrauten Rolle als der Stählerne wieder bewusst und kann die Manipulation durchschauen. Aber bis dahin erlebt der Comicleser eine betörende Bilderflut, in der besonders die weibliche Hauptrolle Lyla auch nach dem verführerischen ersten Auftritt in ein paar knappen Handtüchern auch auf den restlichen Seiten zumindest optisch immer erinnerungswürdig gut rüber kommt. Okay, das Ende ist amerikanisch: Der Held erkennt die Zusammenhänge, wählt die gute Seite, der böse Faschist wird besiegt und selbst die Wurzel der Verwirrung erkennt ihren Fehler. Aber was darf man von einem Mainstream-Titel erwarten? Es endet, wie es begann – beim Frühstück. Eine gutes altes Muster für Geschichten. Und der Möglichkeit einer Fortsetzung oder zumindest der Geburt eines neuen Gegners für die reguläre Serie.