Schon der 44. Band - wird "Spirou" denn nie erwachsen?
Doch, jetzt!
"Jagd auf Spirou" ist ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen, dem jedoch
der Witz alter Alben völlig fehlt. Das stößt den Leser zunächst vor den Kopf.
Der neue Spirou ist in vielerlei Hinsicht neu. Zum Einen spielen Fantasio und Fips nur
unbedeutende und auswechselbare Nebenrollen. Spirou wird deutlicher als bisher in den
Mittelpunkt der Geschichte gerückt. Nicht die Absichten irgendwelcher Übeltäter und
deren Vereitelung wird erzählt, sondern der Leser erlebt, wie unser junger Held vom
Schicksal in eine ziemlich undurchsichtige Sache hineingezogen wird.
Der ehemalige Hotel-Page nimmt zum Schein an einer
Medikamenten-Testreihe als menschliches Versuchskanninchen teil. Scheinbar seiner
Erinnerung beraubt, findet er sich bald von Polizei und Mörderkommandos verfolgt auf der
Flucht. Es kommt zum Showdown im Gebäude des Labors. Das Ende ist überraschend und
erklärt einige ungereimte Stellen des Abenteuers.
Eine weitere Neuerung ist die Erzähltechnik. Filmische Elemente wie Rückblenden und
textlose Action-Sequenzen bestimmen das Album. Das läßt den Leser die 44 Seiten schnell
durchlesen, fast zu schnell.
Die Bilder sind immer noch nett gezeichnet, hier fällt der Wechsel der Macher noch am
wenigsten auf.
Insgesamt wäre es vielleicht ehrlicher gewesen, Spirou und Fantasio sterben zu lassen,
als solch einen drastischen Wechsel zu vollziehen. Aber welcher Verlag gibt schon gerne
eine erfolgreiche Serie auf?
Der neue Spirou ist gut, aber kein neuer Band einer alten Serie, sondern der erste Band
einer neuen Serie mit einem alten Namen. Diese verkaufspolitische Mogelpackung erinnert
von der Konzeption her - Storys im Krimi-Genre mit Zeichnungen in Funny-Manier - ein wenig
an "Natascha".