Wenn man über dieses Comic schreiben will, kommt man am Thema Rockabilly nicht vorbei. Und da muss man feststellen, Rockabilly ist tot. Tot, tot, tot – auch wenn es immer noch begeisterte Fans gibt. Petticoat, Tolle – alles Relikte einer untergegangenen Religion. Und egal, ob Elvis lebt oder nicht, dieses Kapitel der Musikgeschichte ist gewesen und aus.
Genauso wie manche Träume. Von der großen Liebe, vom schnellen Geld oder dem Leben als Star. Meistens sind diese Träume schon tot, bevor sie geträumt werden. Aber warum sollte man sie nicht dennoch träumen? Immerhin ist nichts so sicher wie der Kummer wenn man liebt, dennoch lieben wir immer wieder und das ist sicher auch gut so.
„Blue Moon Of Kentucky“ ist voller Träume. Die meisten natürlich tot geboren, und es geht um Liebe. Die einzig wahre und die im Vorbeifliegen. Tun sicher beide weh.
Pat ist der Bassist der „Kentucky Chickens". Rock n Roll, das Leben als unbekannte Band die in kleinen Kneipen spielt, ist für ihn fast vorbei, denn er hat eine Stelle in einem großen Orchester angenommen. Der letzte Auftritt steht bevor. Chef der Chickens ist Pat – jeden Abend ne neue Braut und Pats Kumpel.
Pat macht sich stillsicher mit dem Roller und seinem Bass auf den Weg mitten in den Kühler eines BMWs hinein. Aber das ist nicht ganz das Ende der Geschichte: Es gibt ein Happy End.
Obwohl es über weite Strecken des Comics nicht auffällt, es ist farbig. Schwarz/weiß und bunt haben ihre Bedeutung und immer sieht Atzenhofers schiefe und krumme Welt sehr echt aus. Nicht beleidigend in den Drecklöchern grabend und nicht einlullend lieb und nett und schon gar nicht schön. Aber nachvollziehbar, liebenswert – fast echt. Das können viele Hochglanzdrucke nicht: Bewegen.
Diese Geschichte ist kurz und gut. Besonders für Musiker und Liebende. Fast versöhnlich aber nicht verniedlichend. Irgendwie menschlich unperfekt. Da passen Bilder und Story wunderbar zusammen.
Fast sind die groben schwarz/weißen Seiten eindringlicher als die viel runderen bunten Bilder, aber zusammen ergibt sich erst das Ganze. Und man beginnt an die Macht der Liebe zu glauben, wäre da nicht die niedergerissene Metzgerei, in der die Jugendliebe arbeitete.