Pro und Contra – die beiden Seiten einer Medaille – sie sind sich oft sehr nah. So wie bei diesem Comic. Wer auf Charakterentwicklung, schlüssige Storys und innovative Bilder nicht verzichten kann, ist hier total verkehrt.
„Noch ein Nagel" bietet dafür das Beste, was in anderen - bei Superheldencomics nicht unwichtigen – Kriterien gibt: brillante Farben in wundervollen Bildern, Superhelden in fast unzählbarer Menge, ein galaktisches Problem und Unterhaltung pur.
Superman wurde laut dieser Geschichte bei den Amish großgezogen und entdeckt erst seit er Mitglied der Justice League of Amerika ist seine Kräfte. Das war für den Stählernen noch nie einfach, hier wird er fast übermütterlich von seinen Super-Kollegen behütet.
Kann sich noch jemand an die "Crisis on infinite Earth" erinnern? Damals wurden alle Parallel-Realitäten ausgelöscht. Glücklicherweise gibt es sie wieder. Das bedeutet mehr Superhelden, mehr Schurken, mehr fantastische Kostüme.
Bei so vielen Helden und Schurken fällt es schwer, der Story zu folgen. Darkseid ist auf jeden Fall schuld an allem. Als Apokolips den Krieg gegen die New Gods verliert, opfert er seine eigene Welt, um als Einziger zu überleben. Natürlich ist die ganze Galaxis – das Sein an sich – in Gefahr. Da sind die Wächter und die Green Lanterns gefordert, aber auch sie können nicht helfen, dass die Gefahr sogar die Energie der großen Lampe auf OA anzapft.
Mittendrin kämpft Batman gegen den Joker. Das wirkt bei den Ausmaßen der Bedrohung deplatziert, und die Versuche diesen Handlungsstrang irgendwie sinnvoll in die restliche Handlung einzubinden scheitert kläglich.
Dafür darf der Phantom Stranger mal wieder so richtig mysteriös sein. Und ein Held muss fallen, wenn die Gefahr abgewendet werden soll. Spannung und intergalaktische Verwicklungen sind also unabawendbar.
Am Ende lachen wieder alle, die Welt wird gerettet werden und alle werden glücklich. Manche Dinge werden sich nie ändern. Charakterentwicklung ist in solchen Epen nicht möglich, aber wie hier – auch dank der deutschen Übersetzung – die Metall Men so richtig dämlich rüber kommen ist lesenswert. Neben einigen Bildern mit der Legion der Superhelden gibt es ein Wiedersehen mit den Outsidern und der Doom Patrol. Ein Freudenfest für belesene Superheldenfreunde.
Wer den Helden in Unterhosen generell skeptisch gegenübersteht, oder nur die deutschen Veröffentlichungen kennt, der hat zumindest an den tollen Bildern des Altmeisters Davins seine Freude. Glatt und schön, fehlerfrei in Proportion und Perspektive, ein wenig glatt aber immer das Auge verwöhnend sind seine Zeichnungen. Leider macht das Trade Format die famosen Doppelseiten kaputt. Man kann ein rückenverleimten Band eben nicht weit genug aufschlagen, um die volle Wirkung dieser Groß-Panels zu erleben.
Für Freunde des langen Comic-Lebens gibt es dieses Prachtband auch als Hardcover-Band für nur fünf Euro mehr. Der Name bezieht sich natürlich auf den fantastischen Band "Der Nagel".