Wie wird das Leben, wenn unsere heutige Welt einmal durch eine Katastrophe ausgelöscht wird? Diese Frage steht hinter vielen Science Fiktion Geschichten. Mad Max, The Tribe, Richard Corbens Mutantenwelt – die Liste ist lang. Hermanns Serie Jeremiah ist ein würdiger Vertreter dieser Geschichten, die meist zeigen, das der Mensch immer asozial bleiben wird, egal was passiert.
Jeremiahs deutsches Leben beginnt mit dem Magazin Zack. Hier wurde das erste Album der Serie „Die Nacht der Adler“ zuerst veröffentlicht. Damals suchte Jeremiah noch als David Walker nach seinen verschleppten Eltern. Diese Suche begleitete die Serie über mehrere in sich abgeschlossene Abenteuer als roter Faden.
Diese Kontinuität gab es auf der verlegerischen Seite nicht. Koralle musste das Zack-Magazin 1980 einstellen. Der Band „Glühende Blicke (Glutrote Augen)“ erschien im Feest Verlag als Fortsetzung im Magazin Comicspiegel. Danach übernahm Ehapa die Serie und gliederte sie in sein „Die großen Science Fiction Comics“ Reihe ein. Dann kam Carlsen an die Reihe und legte alle bisher veröffentlichten Bände neu auf und führte die Serie bis Band 20 weiter. Momentan hat Kult der Serie eine neue Heimat gegeben und hat auch den aktuellen, 24ten Band veröffentlicht. Der lief übrigens auch als Vorveröffentlichung in dem seit 1999 wieder erscheinendem Zack, der Kreis schließt sich.
Warum ist dieses Comic kein Hit? Weil es sich gekonnt zwischen alle Stühle setzt und kompromisslos den Menschen von seiner dunklen Seite zeigt. Dabei sind Hermann Huppens Bilder eine Augenweide. Und er arbeitet ständig an seinem Stil weiter. Seine Bilder wirken organisch. Harte Kanten sind selten, selbst Metallplatten sind durch Rost oder Farbe uneben. Oft ist es schwer, vor lauter fusseligen Strichen die vielen Details zuerkennen. Da half die eher flächige Einfärbung der frühen Alben etwas. Doch Hermann änderte seine Technik der Farbgebung, und seine neueren Zeichnungen haben etwas von Gemälden, was sie nicht übersichtlicher macht.
Die Bilder an sich sind schön, würden sie nicht immer so hässliche Dinge zeigen. Narben, Doppelkinn, faltige Brüste; Hermans Menschen sehen lebendiger aus als es den meisten Lesern lieb zu sein scheint. Wenn Jeremiah auf Überlebende trifft, wartet meist eine versklavte Minderheit auf Rettung. Und mit den Jahren scheint der Zeichner und Autor immer bitterer geworden zu sein. Seine Stories wurden härter. Nach einer Reihe eher lustlos erscheinender Abenteuer ist nun endlich mit Band 24 „Der letzte Diamant“ wieder ein lesbarer Jeremiah auf den Markt gekommen.