Was wäre wenn? Diese fazinierende Frage, die schon einer ganzen Marvelserie den Namen gab, macht aus den meisten Elseworld Titeln bei DC interessante Comics. Nun hat es den Stählernen in die Sowietunion verschlagen. Nicht Martha und Jonathan Kent, sondern Bauern in der Ukraine finden das Raumschiff mit dem außerirdischen Baby. Superman wird zu der Ikone des Kommunismus. Er muss an Truppen-Paraden teilnehmen und verteidigt einen Staat, der seine Gegner mit groben Mitteln bekämpft. Da hat sich noch nicht so viel zu den „normalen“ Superman Stories geändert – oder? Aber Genosse Superman ist verdammt düster erzählt. Hier steht nicht das "der Held fängt nach anfänglichen Schwierigkeiten Bösewicht" Schema im Vordergrund, diese 172 Seiten erzählen eine andere Geschichte. Die Russen haben mit Superman die Kraft und die USA haben mit Lex Luthor das Gehirn. Und das paranoide Amerika versucht mit üblen Tricks, die rote Bedrohung zu bekämpfen. Das die USA dabei wesentlich schlechter wegkommen als das gar nicht so plumb geschilderte Russland ist ein Highlight im amerikanischen Superheldencomic. Diesen Eiertanz auf Messersschneide zwischen guter Story und platter Propaganda hat Marvel in „HeldenSpezial #1: Glaubenskrieg“ noch in traditionell dämlicher Art und Weise ganz anders in den Sand gesetzt. Hier also keine Plattitüden, aber dafür leider auch ohne roten Faden. Die wirklich lesenswerte Geschichte, in der neben Supie auch noch Wonderwoman, Batman, die Grüne Leuchte und Brainiac mitspielen, findet erst zum Schluss zu einer brauchbaren Pointe.
Es ist dennoch spannend zu lesen, wie Lex immer wieder versucht, Superman aufs Kreuz zu legen. Er erschafft Bizzaro, lässt Brianiac eine Flaschenstadt erschaffen und gründet das Green Lantern Corps. In der spielerischen Einbeziehung bekannter Teile des „richtigen“ DC-Universums in die Elseworld Geschichten liegt auch die Stärke dieser Comics. Das macht richtig Spaß! Lesen!
Die Zeichnungen sind wie die Story nicht so richig aus einem Guss. Zuerst wird Howard Chakyin kopiert dann sieht es im dritten Teil des Albums mehr nach modernen DC-Zeichnern wie Mahnke oder Kolins aus. Nie schlecht, aber auch nie so richtig eigenständig. Vor allem sieht es düster aus. Selten lächelt jemand – so kommt beim einfachen Durchblättern doch der falsche Verdacht auf, dass es sich hier wieder einmal um die schon erwähnte plumbe Propaganda handeln könnte.
Bei Panini ist momentan gerade einiges am Gange – da ist es nicht verwunderlich, wenn Wonderwoman von dem Übersetzter auch mal etwas total dämliches in den Mund gelegt wird. Bei einer Gala treffen sich Wonderwoman und Superman das erste Mal. Sie ist von der Idee ganz hingerissen, endlich einen Menschen kennen zu lernen, der wie sie auch mehr als ein Mensch ist und deswegen eigentlich verdammt einsam. Das drückt sie leider vollkommen verkehrt wie folgt aus: „[...] Wie oft treffe ich jemanden wie mich?“ Egal, wir wissen was gemeint ist und freuen uns am Rest des Comics.