Seit dem Kinofilm ist das rote Hörnchen mehr in das Rampenlicht der deutschen Comiclandschaft getreten. Seit den Marvel Knights geht es aber auch für ihn wieder aufwärts, wenn man dieses Wort bei der derzeitigen Repression auf dem amerikanischen Markt überhaupt benutzen darf. Dieser Band greift ein altes Thema von Superheldenstroys auf: die Geheimidentität. Die steht entweder zwischen dem Helden und seinem Glück oder ist wie hier in Gefahr, aufgedeckt zu werden. Ja ja ja, die Geschichte hat sooooo einen Bart. Und da beschweren sich Enterprise Fans, dass bei der neuen Serie immer wieder auf alte Storykonzepte zurückgegriffen wird; im Comicalltag ist das die Regel und statt die geschichten zu verteufeln freut man sich an immer neuen Interpretationen. Und weil es ein modernes Comic ist, wird das Problem nicht mit Körperkraft aus der Welt geschafft, sonder um das Leiden des Helden wird eine eher psychologisch angehauchte Geschichte erzählt.
Nach der ausführlichen und gelungenen Einführung, die den Hintergrund der bisherigen Ereignisse liefert, beginnt dieser Band wie eine klassische Polizei-Story. In den ersten beiden Teilen tauscht der Held gar nicht auf. Ein inhaftierter Krimineller eröffnet der Polizei, das Matt Murdock der Daredevil wäre. Diese Info ist natürlich ein Fest für die Presse, die sofort Matts Haus und seine Kanzlei belagert. Von seinen Mitwissern wird er natürlich gedeckt, aber vielleicht ist es ja die richtige Zeit, das Kostüm an den Nagel zu hängen. Matt liegt die Sache schwer im Magen und auch die vielen Frauenbesuche können ihn nicht aufheiter. Der letzte Teil der Story ist auch zugleich der lebendigste. Es kommt zu einem Gespräch zwischen der Zeitung, die Matts Geheimidentität veröffentlicht hat und Matt Murdock als Anwalt. Das Geschachere ist nicht ohne Witz und der Schluss hat noch eine plötzliche Wendung für den Leser auf Lager.
Die Bilder sind in Marvel „für Erwachsene“ Stil. Nicht so bahnbrechend wie Earth X, aber auch keine X-Men Fließbandkost. Sehr düster und kantig. Nicht unbedingt für mitreißende Action-Szenen gemacht, aber darauf kommt es ja in diesem Band auch nicht an. Einziger wirklicher Wermutstropfen sind die leider nicht seltenen weißen Streifen an Seitenober- und -unterkante. Eigentlich hätten die meisten Seiten einen schwarzen Rand haben sollen, aber bei unserem Exemplar finden sich etliche weiße Streifen, manche sogar schief, was auf eine mangehafte Montage der Seiten oder auf Probleme bei der Fertigstellung hindeutet. Peinlicher Fehler, der am Comic allerdings nichts ändert.