Man macht sich keine Vorstellung von dem Teil, wenn man es noch nicht gesehen hat! Panini nannte es den Batzen. Mörderteil, fettes Ding, Gutenberg-Comic-Bibel – würde alles auch passen. Die formalen Aspekte: 34,5 cm lang, 25 cm breit und 5,5 cm dick!!!! Das sind 10 x „Infinity Abyss“ am Stück und das war schon ein Trade mit 144 Seiten! Kurz: Dieser Band ist Ehrfurcht einflößend. Das mit Recht. In „>Hey, warte mal“ stand „Und Neal Adams war der beste Batman-Zeichner“. Stimmt! Wer in seiner Jugend Superman-Hefte gelesen hat, der erinnert sich an die Legion der Superhelden (und die Mike Grell Sachen kommen bald!!!) und an einen glasklaren und enorm dynamischen Batman, der gegen Fledermäuse und Werwölfe kämpfte. Genau das waren die Neal Adams Storys. Schon seit geraumer Zeit plant Panini dieses dicke Ding. Zuerst als schwarz/weißes Softcover und zu einem Discountpreis von EUR 20,-. Es ist anders gekommen, aus dem Softcover ist ein fester Leder-Einband geworden und aus den 20 Ören sind leider fette 50 geworden. Nettes Detail am Rande: Das nun unter Comixene firmierende Comic-Fachmagazin Hit-Comics rezensierte das damals angekündigte Werk und druckt die ehedem vorbereitete Pressemeldung. Dort war von einem enorm günstigen Preis die Rede. Dieser Passus wurde auch bei der ersten Pressemeldung zum nun endlich wirklich erschienen Band veröffentlicht.
50 Euro hören sich nicht wenig an, aber auf der Habenseite gibt es ein würdiges Gegengewicht. Neben dem Ledereinband und der unglaublichen Erscheinung sind es vor allem die Zeichnungen von Neal Adams, der nie wieder so gut wie in seinen Batman Storys war. Er verlieh den Begriffen Dynamik und Realismus neue Maßstäbe. Im Vorwort des Übersetzters Marc Hillefeld sind die Hintergründe für diesen Fakt erklärt – vielen Dank für die fundierten Infos. Die neue Übersetzung verleiht diesen zeichnerischen Meisterwerken neuen Glanz. Wer den von Marc erwähnten Batman Superband (es ist übrigens der 9.) mal zur Hand nimmt, muss mit Schrecken erkennen, wie hölzern und verstümmelnd die damalige Lokalisierung war. Ein kleiner Schnitzer ist aber auch diesmal passiert: In einer Rückblende während der Man-Bat Story Arc wird falsch zitiert. In „Challenge of the Man-Bat“ Sprechen Batman und Man-Bat von „.. eine[r] beeindruckenden VERKLEIDUNG“ während diese Szene in „Man or Bat“ plötzlich mit „ein eindruckvolles KOSTÜM“ zitiert wird. Aber wer wird schon so kleinlich sein? Der Perfektion der Zeichnungen stehen die nicht immer logischen Storys gegenüber. Aber die manchmal doch mehr als konstruierte Handlung macht durch ihre immer wieder durchblinzelnde Selbstironie immer Spaß. Mit jeder neuen Story merkt der in Würde ergraute Comic-Leser, dass er mehr Batman Storys gelesen haben muss, als sich noch in seiner Sammlung befinden – falls er die Superman-Hefte mittlerweile nicht komplett besitzt.
Neben den bereits erwähnten Man-Bat und dem Werwolf sind natürlich auch Superman, Deadman, Aquaman, die Teen Titans, der Joker, Kain (und in einem Panel auch ein verdammt nach Abel aussehender Schurke), Ras und Taila vertreten. 450 Seiten bieten eben auch gehörig Platz für ordentlich viele Geschichten. 23 sind es, die hier versammelt sind.
Eine Bemerkung noch zum verwendeten Papier. Die über fünf Zentimeter des Batzen kommen nicht von ungefähr. Es wurde voluminöses und grobes Papier verwendet. Das saugt üblicherweise die Farbe stark auf, und so ist der Druck von diesen Papieren keine einfache Sache. Leicht hat man zu wenig Farbe und die Zeichnungen erscheinen grau statt schwarz. Das ist bei unserem Exemplar glücklicherweise nicht der Fall, aber auf einigen Seiten wurde zu viel Farbe benutzt. Das führt dazu, das Batsie plötzlich keine Augenschlitze mehr in der Maske zu haben scheint. Da schmierte die Farbe beim Druck die feinen Flächen zu. Schaut man sich die amerikanischen Originale an, fallen einem sofort die wohl gefüllten Sprechblasen auf. Das deutsche Maschinenlettering kann da leider nicht mithalten und die Sprechblasen sind zudem wie schon bei dem Nick Fury Prachtband nur halb gefüllt. So kann man leider nicht die ausgewogene Seitenkomposition in seiner ganzen Pracht genießen, die weißen Flecken stören etwas.
Wer diesen oft gelobten Band sein eigen nennen möchte, muss schnell zugreifen, denn trotz des hohen Preises - oder wegen der edlen Aufmachung verkauft sich der Batzen wie warme Semmeln. Auch der Meister persönlich staunte nicht schlecht, wie ihm hier in Deutschland gehuldigt wird. Er hat sich gleich von DC eine amerikanische Ausgabe des Batzens gewünscht. Ein wenig Publicity kann der alte Mann auch gebrauchen, denn seine eigenen Comics, die er in seinem Verlag Continuity herausbrachte, haben es auch wegen der eher schwachen Storys nie zu seiner Größe aus Batman-Tagen gebracht.