Ende Neu, seit 1996 die legendären Kunst-Rocker Einstürzende Neubauten dieses Album auf den deutschen Markt gebracht haben, sind diese beiden Wörter in dieser Zusammenstellung Grund zur erhitzten Polemik.
Damals war es die eklatante Hinwendung zur Melodie, die viele getreue der musikalischen Revolution empörte und den Neubauten den Weg in die Musiksender öffnete. Anbiederung an den Kommerz oder Evolution zur Harmonie, die wie unvermeidbar aus dem Chaos entsteht?
Nun ist es ein deutscher Manga, der zu fanatischen Glaubensbekenntnissen verleitet. Kann ein Comic aus Deutschland ein Manga sein? Und wenn ja, sind die Zeichner dann Mangaka? Oder sind diese Begriffe nur für die wahren japanischen Comics und Künstler reserviert?
„Zwei Dinge sind unendlich, die Dummheit und das All“ proklamierte Blixer Bargeld der Neubauten. Wer nun mit fundamentalistisches Wortgut harrspalterisch den Spass am Comiclesen torpediert beweist die Wahrheit dieses Satzes. Der Rest kann mit dem ersten Band der deutschen Utopian Artists richtig gut unterhalten werden.
Okay, Robert Labs hat mit seinem ersten Band etwas professioneller ausgesehen, aber dafür war bei Dragic Master die Story vernachlässigbar. Nackte Haut gibt es auch hier, aber Ende Neu ist nicht so plakativ auf Unterhosenschau ausgelegt wie der Roberts Pokemon-Clon. Statt dessen wird der Leser auf eine abenteuerliche Kreuzfahrt durch das Meer der überraschenden Wendungen mitgenommen.
Es beginnt mit einer Seite ohne Umlaute. Leider hat dieser Umstand aber keinerlei Auswirkung auf die Story, ist also nur ärgerlich. Auf dem Bahnhofsklo setzt sich Autum den goldenen Schuss. Doch statt in einem weißen Hemdchen auf einer Wolke erwacht sie nackt an ein Kreuz gebunden. Mehrere Fragen drängen sich nun auf? Ist das der Himmel? Wer ist die Gestalt mit den Flügeln und warum hängen die Brustwarzen der Dame ihr unter den Nasenflügeln?
Die Heldin wird von Dandelion in die neue Welt eingeführt. Im Himmel herrscht Krieg. In dieser verlassenen Welt jagen Drachen die beiden Mädchen und auf der anderen Seite zieht eine mysteriöse Figur Namens Zachael die Fäden.
Es entwickelt sich eine spannende Geschichte, die zwar nicht verleugnen kann, das es sich hier um ein Debut handelt, die aber andererseits vor allem durch seine Twists überzeugen kann.
Auch die Zeichnungen haben diesen unverbrauchten Flair. Da stimmt die Seitenaufteilung nicht immer und manchmal sind die Sprechblasen – hier übrigens eher quer als längs (im Gegensatz zum asiatischen Manga) – etwas ungelenk, aber sie haben einen eigenen Charme. Vor allem die Haare erinnern an messerscharfe Algenbüschel. Und immer wieder spitzelt deutlich der Fanart-Ursprung aus den Gesichtern. Einzig die überall störenden Moires (Wenn man ein Raster zu niedrig einscannt, entstehen karo ähnliche Störungsmuster) nerven echt. Diese technische Umsetzung hat dieser Comic nicht verdient. Da gehen feine Striche durch die Aufrasterung fast verloren und ganze Seiten werden wegen der großen Störungen unübersichtlich.