Comics sind Kinderkram und vor allem amerikanische Comics sind eigentlich nicht lesenswert. Endlich können die Freunde der franko-belgischen Neunten Kunst und die Ignoranten derselben ins gleiche Horn stoßen. Der verbindenden Wirkung zum Trotz ist der einleitende Satz aber so verbreitet wie falsch. Auch auf dem amerikanischen Markt gibt es immer wieder gute Stories. Der Superman Verlag DC hat solchen Geschichten ein eigenes Label gewidmet: "Vertigo". Hinter diesen sieben Buchstaben verbergen sich immer wieder lustige, nachdenkliche und vor allem frische Ideen in Sprechblasen präsentierenden Bildergeschichten. Vor allem im "Speed"-Label des Tilsner Verlages haben diese Perlen ihre deutsche Heimat gefunden.
Die "Bücher der Magie" ist eine dieser Serien unter dem Vertigo-Imprint. Die Fülle der auf diesen 128 Seiten versprühten Ideen aufzuzählen würde jeden Bericht sprengen. Und die Achterbahnfahrt, auf die dieses Comic den Leser mitnimmt zu beschreiben, ist auch nicht leicht. Aber versuchen wir es.
Auch der zwölfte Band der Trade-Reihe spart nicht an eine verwegenen Mixtur aus Story-Bestandteilen. Voodoo, das Böse, das Mädchen Death, Kinder mit unbeschreiblicher Macht, ein besonderes Kind mit noch mehr Macht und ein Umfeld, das die schwere Aufgabe hat, diesem Auserwählten ein Gefühl für Verantwortung zu geben. Der Held ist 14 Jahre alt, und wie im echten Leben ist er hin- und hergerissen zwischen neuen Gefühlen und neuer Macht und Ohnmacht. Das geht wohl allen Menschen in diesem Alter so, nur dass es für die nicht die Möglichkeit gibt, sich einfach in eine Katze zu verwandeln und vor allem fliehen zu können. Doch Flucht ist keine Lösung. So sucht unser Held nach anderen Wegen, mit seinen Problemen zurechtzukommen. Äußerlichkeiten, an denen man sich festhalten kann, sind da eine Möglichkeit. Doch hier ist es natürlich nicht die Mode, ein Mofa oder eine Karriere als Nachwuchsfussballer, sondern das riesiges Tatoo eines Schmetterlings mit einer mörderischen Klaue um des Helden Hals - der übrigens Timothy Hunter heißt. Damit der nichts Schlimmes anstellt, wird ihn der Schmetterling töten, sollte er auf die dunkle Seite der Macht wechseln wollen. Ein Problem gelöst, aber wie erklärt ein normaler Teen seinen Eltern ein riesiges Tatoo auf der Brust?
Die Story geht in diesem Stil weiter, viele Ecken und unerwartete Windungen wird sie nehmen und manchmal auch nicht verheimlichen können, dass sie im Original als monatliches Heft erzählt wurde. Da gibt es doch hin und wieder einfach unnötige – oder leider ob der 22 Seiten Begrenzung unvermeidliche – Brüche. Allerliebst ist aber das Auftauchen von Death im letzten Kapitel. Die ist einfach zuckersüß und weiß halt, wie man nach vollbrachter Arbeit richtig lebt: "Ich weiß, wo es prima Pfannkuchen gibt". Timothy hat einfach oft Glück und daran kann der Leser teilnehmen.