Band drei der Hellboy-Werkausgabe bei Amigo. Wer die ersten beiden Bände mochte, wird nicht enttäuscht, wer sie nicht mochte, sollte trotzdem mal reinschauen. Warum eigentlich? Natürlich gibt es wieder Hellboy – das heißt Nazis mit Karos auf dem Ärmel, den Sohn Satans ohne Hörner aber mit staubtrockenem Humor und Monster. Das in Mignolas unverkennbar hartem und kantigem Wechsel zwischen Licht und Schatten. Was man halt erwartet. Aber Stop! Heute gibts mehr! Immer nur Schokoladentorte wird auf die Dauer eintönig, aber mal eine Sahnecreme zwischendurch, und die Sonne leuchtet wieder wie aufpoliert am Himmel. Hellboy #3 ist die Sahnecreme, um das bekannte Thema wieder neu lieben zu lernen. Amigo Grafik bringt zwei Cross-Over mit unserem beliebten Detektiven des Mysteriösen. Zuerst steht er Seit an Seite mit dem Urgestein der Nachtwandler unter den Superhelden – Batman - und dem neuen Starman. Der Letztere war für eine lange Zeit der Hoffnugsschimmer, der das Genre Superheldencomic mit einer Prise Inhalt wiederbelebte. Drei unterschiedliche Helden und James Robinson schaffen es, eine tolle Story mit den bekannten Hellboy-Ingredienzen - den fast philosophischen Aspekten des Starman und der Coolness von Batman - zu zaubern. Eine nicht alltägliche Glanzleistung, und dafür gebührt den Machern ein tosender Applaus! Mignola schwingt hier den Zeichengriffel und das erleichtert den Einstieg in die Story für den Hellboyfan enorm. Aber schon nach kurzer Zeit und einige am Boden liegenden NeoNazis später ist man von dem frischen Wind der Story gefangen. Es ist nicht der Plot, der diese Mintfrische verströmt. Es geht um Nazis, die mit der Energiequelle das alten Starman einen alten grausamen Gott beschwören wollen. Die Spur führt in den Regenwald des Amazonas. Dass das Dorf dort wie Hellboys typische Lokations mit Burg und slavischem Dorf aussieht, ist dem Fan nur eine Randbemerkung wert. Teil eins des Buches also Alles wie gehabt und geliebt – nur mehr!
Teil zwei. Hier fehlt die Handschrift des Meisters augenscheinlicher, zumindest was die Zeichnungen anbelangt. Aber Scott Benerfiel und Jasen Rodriguez haben einen angenehm klaren Strich. So sah schon Supergirl gut aus und so sehen auch gute Vertigo-Titel zuweilen prima aus. Nicht so widerspenstig wie Mignola, wesentlich allgemeinverträglicher. Mal was anderes.
Ghost ist ein Geist – wie sinnig. Sie jagt mit zwei Kanonen ganz ladyunlike böse Menschen. Von denen gibt es ja in Mignolas Stories mehr als genug. Es beginnt mit einer Leiche in der Badewanne, einem blutverspritzten Schlachter und einem nicht verstummenden Gelächter. So viele Blutspritzer hätte Mignola nie gemacht, passt aber. Dann ein jugendlicher Magier, der aber auch nicht mehr lange unter den Lebenden weilen wird. Und wie es schon unsere Urväter zu lesen bekamen, die beiden Heroen treffen und missverstehen sich. Daran muss der alte Mignola seine Freude gehabt haben, endlich kann auch sein eher moderner Held die Plattitüden seiner Vorgänger nachleben. Standard, aber mit den neuen Helden macht es irgendwie doch Spass, das Altbekannte neu zu sehen. In der Folge gibt es alte Götter mit schweinischen Helfern und des Rätsels Lösung.
Das ist der erste Band Hellboys bei Amigo, bei dem die Farbe etwas fehlt, denn die Crossover heben sich in der originalen Coloration angenehm von den üblichen Dark-Horse-Arbeiten ab. Wer die amerikanischen Hefte nicht kennt, kann aber mit den schwarz/weißen Seiten sehr gut Leben. Mignola eben. Mignolas Skizzen sind interessant, die vierseitige Gallery hätte man verschmerzen können, tut aber nur auf einer Seite etwas weh.