Zuerst mal kurz zum zeitlichen Hintergrund dieses jhgzp_contents: Es ist Mitte März 2003, Amerika und England rasseln mit den Säbeln und wollen unbedingt Krieg haben. Die meist unentschlossene und wankelmütige Regierungs-SPD hat diesmal aus Versehen die allgemeine Meinung im Volk vertreten und "Nein" zum Krieg gesagt - aber keine Angst, wir werden da schon irgendwie mitmachen. Lustig die Position der generalverweigernden Oppositions-CDU: Egal was Schröder sagt, es ist verkehrt. Der gespannte Politbeobachter schlägt vor, der Kanzler solle doch einfach mal seine eingene Absetzung fordern - auch dann wäre der erste Impuls der namentlichen Christen wohl, selbst das als Schlecht hinzustellen. Man fragt sich längst ernsthaft, wozu der Raum unter den Haaren beim Menschen eigentlich noch gut sein soll.
Aber egal, wir ziehen uns ins Private zurück. Ein Symptom für diese innere Emigration vor der Verantwortung ist die Ausschlachtung der zwischenmenschlichen Beziehungen seitens der ehemaligen Polit-Satiriker. Der Mensch sucht halt sein bisschen Glück. Das findet er dann in Kino bei so tollen Streifen wie "Herr der Ringe Teil 2". Da darf sogar beim Org-Schlachten gelacht werden. Nach dem Konsum des erheiternden und dekaptierenden "Gimli" sieht man doch Amerikas Bestreben, den Weltfrieden zu retten, gleich mit ganz anderen Augen. Sollen die doch mal die "Miss World"-Veranstaltung im nahen Osten abhalten, vielleicht finden dort die durch Sandra Bullock zu eigenem Leben erwachten Worte "... und Weltfrieden" fruchtbaren Boden.
Aber es geht doch eigentlich um ein Comic. Das heißt Dipperz und passt leider gar nicht in eine angenehm vierfarbige Welt der ahnungslosen Wahlverweigerer und Verantwortungsablehner. Dipperz ist von vorn bis hinten unwahr. So können wir an das "Herr der Ringe"-Thema anschließen. Und es geht auch um Krieg. Hier ist es der erste Weltkrieg. Das war der mit dem Senfgas der Deutschen - und schon wieder können wir an ein Thema des Eröffnungspamphlets anknüpfen. Aber Dipperz ist ein Arzt und möchte Leben retten, quasi ein "guter Engel" mitten im Krieg sein. Mit dieser Idee fällt er aber gewaltig auf die Schnauze. Denn er rettet einen Offizier, und der führt nach seiner Genesung seine Mannen in eine aussichtslose Schlacht, in der die meisten Kameraden verrecken. Für die wenigen Überlebenden gibt es dann keinerlei Medizin mehr. Ein Mann gerettet und hunderte ermordet - das gefällt dem Held der Geschichte nicht.
Was soll jetzt die Aussage dieses Comics sein? Man könnte lernen, dass alles, was man tut, scheiße ist und man lieber weiter im Bett bleiben soll. Wer schläft sündigt nicht. Wäre möglich, aber diese Interpretation ist wohl mehr von der eigenen Faulheit geleitet. Wer sich vorm Nachdenken retten will, kann sich vielleicht an den nicht hundertprozentig professionellen Zeichnungen aufhängen, aber die haben wenigstens einen eigenen Charakter und alleine das hebt sie schon über den vielleicht eingängigeren amerikanischen oder japanischen Einheitsbrei heraus.