Heftig! Gantz ist kein Kinderkram und bestimmt nicht kawai. Trotz der - vor allem in den Kapiteltiteln - nackten Haut ist es auch kein Hentai. Aber was ist Gantz? Dieses Manga ist mysteriös, packend und auch ein bisschen steril.
Es beginnt mit einer eher zufälligen Begegnung auf dem Bahnsteig. Kei Kurono und Masaru Kato kennen sich, haben aber nichts miteinander zu tun. Plötzlich fällt ein Betrunkener auf die Bahnschienen. Keiner der Anwesenden rührt für den Mann einen Finger. Der Tod durch einen einfahrenden Zug scheint unausweichlich. Da fasst sich Kato ein Herz und eilt zur Hilfe, doch alleine kann er den Mann nicht retten. Er bittet Kurono um Unterstützung - und der lässt sich, auch zu seiner eigenen Überraschung, dazu hinreißen lässt. Die beiden retten den Mann, doch der Zug erfasst die zwei Retter, deren abgetrennte Köpfe plötzlich über den Bahnsteig kullern. Hatten wir es nicht schon zu Beginn geschrieben? Heftig! Doch trotz des Ablebens der beiden Hauptpersonen beginnt erst hier die Geschichte. Völlig außer Atem (das ist übrigens eines der Hauptmotive dieses Comics) finden sich Kato und Kurono in einem Zimmer wieder. Hier sind sie nicht alleine. Tot oder nicht tot? Diese Frage stellen sich auch die restlichen anwesenden Personen. Keiner kann die kleinen Wohnung verlassen, die bis auf eine schwarze Kugel leer ist. Als nächstes taucht ein natürlich wunderschönes und nacktes Mädchen auf. Sie versuchte, sich in der Badewanne umzubringen. Die Chance lässt sich einer der Anwesenden nicht nehmen. Er war ein Jakuza und zerrt die Nackte ins Nebenzimmer. Mal wieder ist es nur Kato, der die Initiative ergreift und deswegen bald am Boden liegt. Aber warum sind diese Menschen hier versammelt? Auf der Kugel erscheinen Anweisungen, alle erhalten Waffen und Kampfanzüge. Es sei eine Fernsehshow und sie müssten einen Außerirdischen zur Strecke bringen, so sagt ein Junge. Er sein der Sohn des Produzenten. Doch warum nur explodiert der Kopf eines der Teilnehmer, als der sich zu weit vom Einsatzort entfernt?
Die Teile des Puzzles passen nicht so recht zusammen und vielleicht ist es die Unsicherheit aller, die zu dem Gemetzel an dem bald gefundenen Zielobjekt führt. Von der Explosion und der Leiche nimmt niemand Notiz, doch so richtig brenzlig wird es für die Men in Black wider Willen, als der Vater des Außerirdischen auf der Bildfläche erscheint.
Heftig sind die misslungene Vergewaltigung und die Hinrichtung des Außerirdischen. Hier wird nicht an Gewalt und spritzendem Blut gespart. Zudem sind die Protagonisten ziemlich oft außer Atem, was zu einem häufigen "Ha" in den Sprechblasen führt. Das überrascht und unterstreicht den etwas sterilen Unterton des Comics. Im ersten Band bleiben die meisten Figuren noch flach. Aber der Grundstein für eine spannende Serie mit japanischem "Akte-X"-Flair macht Spaß. Interessant sind auch die Erklärungen zur Arbeitsweise der Zeichner. Recht ausführlich und vor allem sehr anschaulich wird das Entstehen des Comics erklärt.
Der Klappentext, eine Vorschau auf den nächsten Band, liest sich, als hätte der Verfasser das Comic nicht gelesen. "Die erste Jagd auf Außerirdische ist überstanden", heißt es da, aber das letzte Panel zeigt einen der Jäger in den Klauen des außerirdischen und rachelustigen Vaters. So viel zum unpassenden "überstanden". Was ein wenig stört, ist die - sicherlich verkaufsfördernde - Zurschaustellung der meist eher spärlich und dann aufreizend bedeckten Nackten, die sich so im Comic selbst nicht wiederfinden. Aber "Sex sells" und Comics müssen sich verkaufen. Das gilt in Japan genauso wie in Deutschland und in "Serafic Feather" war das genauso leider genauso (Vorsicht Wortspiel).