Da arbeitet sich Carlsen an das Manga-Power-Format heran. Mit goldenem Buchrücken (wohl noch etwas Farbe von der Dragonball-Kassette übrig? ;-) und knapp 400 Seiten Comic sieht Trigun auf den ersten Blick einfach attraktiv aus.
Glücklicherweise gibt es die Zusammenfassung der Story auf der Rückseite des Buches. Manga-typisch wird man einfach in die Geschichte hineingeworfen. Vash the Stampede ist der Held des auf zwei Bände angelegten Comics und der wird steckbrieflich gesucht. Dank der hohen Belohnung wollen ihn alle Kopfgeldjäger fangen, was leider nicht ohne Blessuren besonders für die Unbeteiligten abgeht. Glücklicherweise wird Vash bald zur Naturkatastrophe erklärt, für die man kein Geld bekommen kann. Damit hören für den Helden die Probleme aber nicht auf und die Story kann froh und munter weitergehen.
Im grafittyangehauchten Hunter-X-Hunter-Stil kann dieser Manga echt gefallen. Manchmal muss man etwas länger auf die Bilder schauen, um zu erkennen, was die einzelnen Striche bedeuten sollen. Aber nach ein paar Augenblicken - oder einer großen Portion Übung - sieht man die Figuren in den extremsten Posen durch die Luft fliegen.
Trigun ist ein wilder Genre-Mix: Es beginnt als Road Movie, mutiert zum Fighting-Strip a la "Street Fighter", kriegt mit dem Sandschiff einen Fantasy/SciFi-Touch und zum Ende des ersten Bandes tauchen dann auch noch die ersten Wesen mit den unvermeidlichen Flügeln auf. Trotzdem flott erzählt und unterhaltsam. Aber warum diese wilde Reise durch die Stilarten? Es scheint, als ob Trigun seine Nische suchen müsste, sie aber nicht so recht finden will. Das wäre typisch für den japanischen Markt. Da gibt es leider nur wenige kurze Stories (und das ist Trigun mit wohl cirka 700 Seiten für Manga-Verhältnisse eben doch), die wirklich als kurze Geschichten konzipiert sind. Meistens beginnen die Geschichten, die Leser schreiben den Verlagen, was ihnen an der Geschichte gefällt und was nicht, dann ändert sich die Story entsprechend. Entweder sie überlebt, oder sie wird eingestellt. Mal sehen, wie sich Trigun so schlägt. Hoffentlich ist das Ende nicht ähnlich katastrophal wie bei Drakuun.
Noch eine kleine Besserwisserei: Mit Trigun startet Carlsen seinen Einstieg in die Tippfehler. Sonst nicht der Stil des Hamburger Verlages.