Sienkiewicz und Miller – vor lauter Ehrfurcht traut man sich ja fast nicht, etwas über diesen Comic zu schreiben. Und dann noch mit dem kommenden Daredevil-Film im Nacken. Das muss doch ein Kassenschlager werden, denn hier stimmt einfach alles!
Miller ist hart, selten wurden Psychopathen so krank dargestellt wie hier. Aber wer vermutet, dass der Kingpin – der Bösewicht dieses Bandes – hier gemeint wäre, liegt falsch. Das Comic ist schon ein bisschen älteren Datums, Miller war noch nicht ultrabrutal, sondern nur überraschend hart. Hier erzählt er sogar eine richtige Geschichte voller Herzschmerz, Hingabe und Verantwortung. Aber der wirkliche tragische Held ist der Kinpin.
Aber genug von der Story, die wirklich bemerkenswert konsequent erzählt wird. Kommen wir zu den herausragenden Bildern von Sienkiewicz. Fast fühlt man sich wie in einer Ausstellung. Die Seiten sind durchgestylt, Farben und Flächen fügen sich zu einem erzählenden Ganzen zusammen. Geschwindigkeitsstriche und Linien von Pistolenkugeln durchziehen die Panels, die immer wieder von wie versehentlich über das Blatt verteilten Haufen von Punkten und Klecksen durchbrochen werden. Die Aquarell-Technik macht die Bilder nicht diffus sondern eher irr. Sie vermitteln mit fast körperlichem Schmerz die Zerrissenheit des Wahnsinnigen.
Ein bisschen antiquiert sieht es schon aus. Den Bildern fehlt die heutige Härte des bunten Kontrastes. Etwas verwaschen, wie aus der Waschmaschine geholt, erscheinen die Farben oft. Aber der Kontrast ist da, wenn auch mehr in den Bildern als in den Farben. So zum Beispiel wenn eine zuckersüßes Kätzchen den Bluthund mit gefletschten Zähnen ablenken soll. Oder wenn der Kingpin mit seiner enormen Masse und seiner Weste zum klimschen Mosaik wird.