Hitman ist brutal, nachdenklich, brutal-komisch und das beste Superhelden-Comic ohne wirklichen Superhelden. Die Welt ist schön, Comics sind bunt und es gibt immer wieder gute Storys, die auch unterhalten können. Das passiert sogar im Kino von Zeit zu Zeit, und wer an "Three Kings" Gefallen gefunden hat, sollte sich Hitman mal anschauen. Selten paaren sich Action, Anspruch und (jetzt wäre ein drittes Wort mit A schon schön, aber was solls) gute Unterhaltung aufeinander, deswegen alle Daumen hoch für diesen Band.
Zur Urteilsbegründung: Hitman ist hart, Blut und Gedärme spritzen durch die Gegend und deswegen ist dieses Comic nur für ältere und moralisch gefestigte Leser zu empfehlen. Warum dennoch die gute Bewertung? Gewalt, auch mit Waffen, wird leider immer alltäglicher. Die Hemmschwelle bei der Ausübung von Gewalt ist merklich gesunken. Aber Comics sind hier nur Indikator, nicht Auslöser. Damit müssen wir leben, und leider ist es auch "cool", immer brutalere Gewaltdarstellung zu ertragen. "Wer wagt, gewinnt", kommentiert in der Rolle des nachdenklichen Mörders Eddie Baker die Gewalt und lässt den Leser etwas hierüber nachdenken. Ähnlich dem schon angesprochenen Film ist die gezeigte Gewalt oft derartig absurd, dass das Lachen im Hals richtig weh tut.
Herrlich dagegen die Verarsche der üblichen Mafia-Klischees. Mit Pissoir Louie wird ein wie üblich mit Marotten behafteter Gangster-Boss gezeigt. Seine Besonderheit: Er verlässt nie sein Klo. So gibt es das üblichen Geschwafel von Ehre und Respekt diesmal mit einer Extra-Portion Klopapier und pickliger Aussicht auf faltigen Arsch. Allerliebst.
Alte Bekannte wie Monaghams Freundin, eine der stärksten Frauen im Comic überhaupt oder der immer besoffenen Gott Baytor sind diesmal nur Staffage, was aber nicht negativ auffällt.
McCreas Bilder werden immer großflächiger, was aber insbesondere wegen der beeindruckenden Gesichter und dem Spiel von Licht und Schatten in deren Darstellung viel Spaß macht. Die Hintergründe sind wie gehabt schluderig gemacht und erinnern an alte Mad-Witzbilderchen, was einen angenehmen Kontrast erzeugt. Es ist auch verblüffend, wie fesselnd und genau der Zeichner mit oft nur wenigen Panels pro Seite erzählen kann. Entgegen der rekordverdächtigen Lesegeschwindigkeiten, die bei anderen Comics mit niedrigem Panel-pro-Seite-Verhältnis (z.B. AKIRA) auftritt, braucht man für diese 132 Seiten ein bisschen Zeit.
Story? Lesen (unsere Standard-Empfehlung bei guten Sachen)!