Ist das schon reif fürs "Guinnes Buch der Weltrekorde"? Mit ein bisschen Verspätung ist endlich der letzte Band der Hergé Werkausgabe erschienen. Mancher hat schon nicht mehr daran geglaubt und alle haben sich gefragt, was wird wohl im letzten Band drin sein, denn die bisherigen 18 Bände enthielten schon das komplette Comic-Material des großen Meisters des feinen Strichs.
Kontemporär passend würde man diesen Band wohl als "Art-Book" deklarieren. Hunderte farbiger Abbildungen erweitern das Bild vom Schaffenswerk Hergés. Neben den obligatorischen Faksimiles mehrerer "Le petit Vingtième"-Titelbilder – übrigens keine Tim-Motive – Weihnachtskarten, Kalenderblättern, Werbeblättern viele Illustrationen, welche die Vielseitigkeit des Künstler dokumentieren. Kurze Texte beschreiben die Verwendung beziehungsweise den Zweck der Bilder. Das ist so richtig was zum immer mal wieder durchblättern.
Nach diesen wunderschönen ersten 100 Seiten der seit Band eins angekündigte jhgzp_content "Hergés Welt in anderen Medien" (alle Kapitel haben einen leicht von der Ankündigung auf Seite zwei der bisherigen Bände abweichenden Titel). Auch hier gibt es interessante Bilder, allerdings fehlen Tim und Struppis Hörspiele völlig. An einigen Stellen wirken die Seiten ein wenig wie mit der heißen Nadeln zusammengestelt. "Die Ursachen für einen Misserfolg" hat eine unnötig große Schrift und wirkt somit wie ein Lückenfüller. Diesen Eindruck unterstreichen die vielen weißen Flächen in diesem Kapitel. Auch das Moiré in der Reproduktion eines Suchbildes auf Seite 113 wirkt befremdlich und entspricht nicht dem Niveau der restlichen Abbildungen dieses Bandes.
Die große Homage an den Künstler im nächsten Kapitel ist gelungen. Tardi, Cabanes, Brunel, Mézières – Klassiker zeichnen einen Klassiker.
Teil drei des Buches bietet einige schöne Bilder aus dem Leben Hergés und ein längeres Interview aus dem Jahr 1982, einen Jahr vor dem körperlichen Ende des Zeichners, der sich durch sein Werk unsterblich gemacht hat.
Es fehlt ein tabellarischer Lebenslauf, der gut auf die letzten leeren Seiten gepasst hätte. Es scheint, als hätte Carlsen darauf geachtet, keine Wiederholungen aus dem Band "Tim und Struppi – Ein Blick ins Atelier" zu bringen. Dort findet man dann auch eine Auflistung der Veröffentlichungen der "Tim und Struppi"-Abenteuer und den Lebenslauf Hergés.