X-Men? McGuire? "Aller Zeiten"? Da kann doch eigentlich nichts schief gehen, oder?
Die X-Men sind DAS Aushängeschild des Marvel-Verlags. Mit den "alten" Serien Spinne, Fantastische Vier, Rächer und so weiter geht es immer mal wieder auf und ab - okay, mit der Spinne mal wieder steil bergauf und das nicht nur im Kino – aber die X-Men verkaufen sich von allein. Das liegt an überdurchschnittlich guten Zeichnern und interessanten Stories.
McGuire ist seit der Justive League International ein Star und seine Zeichnungen haben einen eigenen, angenehm unspektakulären Stil.
"Aller Zeiten" – das war der Untertitel DER Rächer Maxi-Serie der letzten Jahre, ein Feuerwerk an Farben, Superhelden und epischen Momenten.
Drei außerordentliche Komponenten – aber leider nur ein ordentlicher Comic – Warum? Zum Einen ist es das Team. Statt der bekannten X-Men oder X-Fakot oder X-Generation oder X-Force oder X-Ich-weiß-nicht-wer, ein bunt zusammengewürfeltes Team. Mit Phoenix und Iceman zwei echte X-Mitglieder, dann aber drei ausgemachte Schurken. Toad, Juggernaut und die undurchschaubare Mystique. Nicht gerade das X-Team unseres Vertauens, oder? Die Idee ist erfrischend, aber leider ist die Umsetzung langatmig. Auch verpasst es die Geschichte, die Figuren sinnvoll miteinander agieren zu lassen. Worum geht es eigentlich? Prosh ist ein kybernetisches Wesen, das sich die fünf Helden in unterschiedlichen Verkleidungen zusammenholt, um das Schicksal der Menschheit zu entscheiden. Würde man seit gestern Comics lesen, wäre diese Idee neu, aber auch nur dann. Die Fünf stellen alle Facetten der Mutanten, der Weiterentwicklung der Menschheit, dar. Phoenix die gottgleiche Macht, Iceman das nicht genutzte Potential, Mystique ist die Angst zwischen den "alten" Menschen und den Mutanten, Toad verkörpert die unvollkommene Weiterentwicklung und Juggernaut steht für Neid und Unsicherheit. Prosh spricht von einer Aufgabe der Mutanten, die ihnen von den Eternals und den anderen Machtwesen des Universums aufgetragen wurde. Nicht erst hier wird die Story schwammig. In der Folge erlebt der Leser einige Stationen der Mutanten und einige große Fragezeichen des Marvel-Universums werden ausgeräumt. So wird die Verbindung von Phoenix und Jean Grey erklärt. Aber Prosh spielt ein falsches Spiel und ein anderer steckt hinter allem. Trotz der unerwarteten Wendung wird es aber nicht so richtig spannend, leider.
Da können auch McGuires exzellenten Bilder nichts dran ändern. Auffällig ist der Qualitätsverlust bei den letzten 60 Seiten des Trade. Wie Tony Verdini in Erlangen schon erwähnte, gingen einige Filme verloren. Da musste man wohl oder übel gedruckte Seiten erneut einscannen und so sind die leicht unscharfen und vor allem in der Farbigkeit gebrochenen Seiten zu erklären. Schade.
Wie in der hervorragenden Serien "Rächer aller Zeiten" wird hier die Geschichte der X-Men aufgearbeitet, aber leider bei weitem nicht so spektakulär und atemberaubend wie beim Vorbild. Die epische Hintergrundgeschichte ist da, es fehlt aber die Superhelden-Überschwemmung, bei den wohl schon Hunderten an X-Men im Laufe der Zeit hätte man mehr erwarten dürfen. Und wenn schon mit einer logischen Untermauerung des Themas "X-Men im Marvel-Universum" begonnen wurde, hätte man zuerst einmal wegen der vielen Zeitparadoxien unter Erklärungszwang gestanden.