Solide erzählte Science-Fiction-Storys findet man leider selten. Alderbaran ist fast eine. Fast, denn es ist keine "richtige" SF: Es fehlen die Raumschiffe, die Technik ganz allgemein. Es ist aber noch lange kein Öko-Fiction, mehr ein ruhiges Road Movie in seltsamer Umgebung.
Aldebaran ist die erste menschliche Kolonie in Deep Space. Doch seit hundert Jahren ist der Kontakt zur Erde abgebrochen. Und plötzlich häufen sich die seltsamen Begebenheiten für Kimmi und Marc. Da wäre der Fremde, der den Bewohnern des kleinen Fischerdorfes rät, ihre Häuser zu verlassen und im Landesinneren Schutz zu suchen. Vor was? Das kann er nicht richtig sagen. Und das Monster – Wesen – Grauen, das wenig später das Dorf vernichtet, bleibt körperlos – unfassbar.
Die beiden Waisen sind auf einer Reise mit nur vagem Ziel, und immer wieder bringt das Schicksal die zwei Protagonisten in dieser Story voll Ungewissheit zusammen.
Im Laufe der Geschichte lernt der Leser ganz nebenbei immer mehr über die fremde Welt mit all ihren wohlbekannten Problemen: "Wie kriegt man einen Partner ab?" ist die erste Frage, die sofort Bilder aus der eigenen Biographie hervorruft. Wem soll man folgen? Dem Vertrauten oder dem Ungewissen? Bekannt? Sicher! Wahrheit und Politik – darf die öffentliche Gewalt das Leben bestimmen oder muss sich der Bürger wehren, wenn etwas faul ist im Staate Dänemark? Und ist es überhaupt wirklich die Wahrheit, die man erlebt?
Alltägliche Fragen in ein fremdartiges Kleid stecken, das war schon immer die Stärke guter "Weltraum Geschichten". Denn auf diese Weise gewinnt man Abstand zum Vertrauten und kann es umso besser betrachten.
Fremdartig sind vor allem Fauna und Flora. Angefangen bei aberwitzigen Pfeilvögeln, die ihre Opfer im Sturzflug mit ihren spitzen Schnäbeln aufspießen, über felsenartige Kakteen mitten im vertraut wirkenden Wald bis hin zu einem unbegreiflichen Wesen im Meer, welches sich durch seltsame geometrische Formen aus Wasser zeigt, aber keine eigentliche Gestalt annimmt.
Die Technik dagegen wirkt zunächst eher altertümlich, als phantastisch. Segelschiffe und Zeppeline sind nichts Ungewöhnliches. Aber riesige Flugwesen, die wegen ihrer mit Wasserstoff gefüllten Schwebekörper an den Zeppelin-Flughäfen gehalten werden, dann doch schon.
Die Zeichnungen sind zweckmäßig. Solide eben. Sie erzählen die Geschichte, haben aber keine eigene Ebene. Sie illustrieren gekonnt, aber ohne eigenen Anspruch auf künstlerische Eigenständigkeit.
Es geht eigentlich um Kimmi und Marc. Wie sie mit dem Verlust der gewohnten Umgebung umgehen, sich entfernen und doch zu einander stehen, gemeinsam durch dick und dünn. Die Entwicklung der Charaktere ist die eigentliche Geschichte. Kimmi ist unbefangen und spontan - und in Marc verliebt. Der hält sie aber für ein Kind und sich für sie verantwortlich - was er nicht mag. Auch hier begegnet dem Leser erneut Bekanntes und er kann sich in den Helden dieser "Geschichte ohne Helden" wiedererkennen.