Legenden können sich nur selbst vernichten. "The Dark Knight Returns" ist wegen seiner Bedeutung für die Comic-Kultur nicht nur in Amerika eine Legende geworden. Aussage, Artwork und der Erfolg am Markt haben dieses Stück Neunter Kunst einzigartig gemacht. Und was kann die Industrie schlimmeres machen, als zu versuchen, solche Perlen erneut zu versilbern?
DC hat es gewagt, und Miller erneut den Batman freigegeben. An seiner Seite die damals für ihre Farbgebeung hochgelobte Lynn Varley, nur Klaus Janson durfte diesmal nicht mitmachen - aber das kann man durchaus verschmerzen.
Problem an solchen Neuauflagen ist die Leserschaft. Denn zufrieden kann man treue Gläubige des Originals ohnedies nicht machen. Bringt man eine identische Kopie an den Markt, ist den Machern nichts Neues eingefallen; macht man dagegen alles neu, hält man sich nicht nah genug an der Vorlage - wie man es macht, es muss falsch sein. Genau so ist es gekommen, alle Welt verreisst diesen neuen Comic. Aber schon das Motto der Parnass sagt: "Aus der Reihe tanzen!" Und deswegen loben wir hier dieses Comic bis über den grünen Klee. Und das hat es auch verdient.
Miller ist, wie die restliche Welt auch, seit seinem Meisterwerk fünfzehn Jahre älter geworden und hat sich in dieser Zeit entwickelt. Mit "300" hat er eine gnadenlose Schilderung des Krieges abgeliefert. So verwundert es nicht, dass DK2 ebenfalls kompromissloser geworden ist. Die vielen Ebenen von damals sind einem einzigen Handlungsstrang gewichen und die Gesellschaftskritik wird auch nur noch am Rande erwähnt, aber nicht mehr mit vielen Beispielen und Zitaten aus der Medienlandschaft untermauert. DK2 ist härter und kommt gleich auf den Punkt. Statt vieler Fernsehdiskussionen, Nachrichten und so weiter, nur die nackte Moderatorin des Wetterberichtes. Das reicht auch, um die Informationsgesellschaft ad absurdum zu führen.
Die Welt ist faschistischer geworden (kennen die Haider, Stäuber und die F.D.P.?), Superman und die JLA werden von Lex Luthor und Brainiac erpresst, das abartige System zu unterstützen. Nur der untergetauchte Batman will sich wehren, und wer ihm dabei im Weg steht, hat Pech. Das kriegt Supie auch schmerzhaft zu spüren, denn der alte Mann hat gegen den Ritter der Nacht und seinen Gefährten - zum Teil befreiten Superhelden wie Flash und Atom - keine Chance.
Aber wer will schon zu viel von der Handlung verraten? Wir nicht!
Zu den Farben. Hervorragend! Knallig und mit einem Hauch psychedelischer 60er-Verherrlichung, zeigt auch Varley, dass sie nicht stehengeblieben ist. Bonbonfarbene Comics sind nichts Neues, aber in Zeiten der perfekten Computer-Farbverläufe ist es erfrischend, zu sehen, dass man mit Computern auch knallhart einfärben kann. Gewöhnungsbedürftig vielleicht, aber auf keinen Fall qualitativ schlechter als ihre Arbeit am Original, nur anders und vielleicht wieder wegweisend.