Anachron # 1 Die Rückkehr der Bestie
Die Story fängt politischan. In einem südamerikanisch anmutenden Staat unter faschistischer Führung herrscht Revolution. Der Volksheld Varguean ist in den Fängen des Despoten Kriegadler. Als die Revolutionsgruppen vor den Türen des Präsidentenpalastes stehen, gibt er den Tötungsbefehl. Doch Varguean muss noch ein Weltraumabenteuer bestehen und wird selbstverständlich in letzter Minute gerettet. Er soll schließlich die neue Republik anführen. Doch er übergibt das Amt an seinen Stellvertreter, er will lieber den geflüchteten Kriegadler fassen. Dafür muss er quer durch das Weltall zu dem Planeten Anachron. Dieser steht unter dem Schutz der militärischen Einheiten der Erde, denn die einheimische Gesellschaft soll ungestört seinen Weg in das All finden, um später einmal die Gemeinschaft der Völker der Michstraße mit neuen Ideen zu bereichern. Doch das Fluchtschiff von Kriegadler legt auf diesem Planeten eine Bruchlandung hin. Jetzt gilt es möglichst unentdeckt den gestürzten Despoten und seine Bande zu stellen. Das gestaltet sich natürlich schwieriger als gedacht. Die Prinzessin Ysoldine ist demjenigen versprochen, der die Aufständischen Orks unter der Führung von Ugluk besiegen kann. Neben dem Liebhaber des Prinzessin macht sich der grobschlächtige Wodan auf die Reise. Der wird von dem windigen Händler Marconius finanziell unterstützt. Der hat ohne Frage seinen eigenen Vorteil im Sinn. Alle Parteien treffen sich bald an der Absturzstelle und ein uraltes Übel wird befreit.
Der erste Band der Serie setzt mit seiner abwechslungsreichen Story das Umfeld für eine spannende Geschichte und kann recht selbständig gelesen werden. Das ist ein klarer Pluspunkt von Anarchon. Obwohl der Plot sehr Klischee verseucht ist, macht er Spaß und kann fesseln. In diesen 48 Seiten passiert mehr als in vielen anderen Comicalben bekannterer Autoren.
Die Zeichnugnen können mit der Story nicht mithalten. Die hölzerne Figuren in groben Strichen erinnern an Underground Comics der 80er. Das kann die computercoloration auch nicht wett machen, auch wenn sie mit den vielen stimmigen Verläufen und den gelegentlichen Effekten einen wesentlich höheres Niveau als die Zeichnungen hat.
Ein wenig stören die gelegentlichen Fehler. Da gibt es unnötige Trennungen mitten im Text und ein paar Schreibfehler. Zu dem ist die Idee der geschützten Zivilisation eben so konsequent umgesetzt wie die Prime Directive bei Captain Kirk.
Batman Superman #1 – Gefahr für zwei Welten
Den Serientitel gab es so oder in der Variation „Superman Batman“ immer mal wieder. Das die Helden auf älter / jüngere / zukünftige / alternativewelt Versionen ihrer selbst treffen, ist auch nicht der Inbegriff von Innovation. Ist dieser Comic also langweilig? Nein, des es kommt darauf an, was man daraus macht. Hier ist es zuerst die einzigartig kühle Zeichenkunst von Jae Lee, die diesen Band besonders macht. Bei Lae Lee ist alles Ornament: Zweige, Ähren, Gebäude, Technik, die Falten von Batmans Umhang. Und alles, was im Bild nicht erzählen kann, verschwindet in einem unerklärlichem Nebel. Genauso undurchsichtig ist die Art, wie unser Helden-Duo ihre Entsprechungen der Erde 2 behandeln, ich schreib nur „Reiß dich zumsammen, Idiot!“. Am Ende scheint es, als ob Wonder Woman die ganze Arbeit gemacht hätte. Die vier Originalhefte bilden eine in sich recht geschlossene Geschichte. Aber wo ein Abenteuer bestanden wird, tut sich ein Neues auf – es ist eine Serie, da muss das so sein.
The Goon # 9 – Die Verdammten
Die vielfach preisgekrönte Horror-Serie mit Witz und Schlägerei kommt in die Jahre. Ja, 1999 erblickte das ungelenke Kind von Autor Eric Powell das Licht der US-Comic-Läden, und gibt sich im neunten deutschen Band ungewohnt und trotzdem brillant düster. Die ersten Seiten erzählen, wie der Pferde-Fresser Wald zu seinem Namen kam. Das liest sich mitreißend depressiv und sieht wie ein Alptraum vom großen Comic-Künstler Will Eisner aus, der aber mit dem Goon gar nichts zu tun hat. Bis zur Mitte des Buches wird der Rest des zweiten Teils des Dreiteilers „Die Rückkehr von Labrazio“ spannende erzählt. Bis hier hin ist The Goon 9 klasse! Hier sieht der Goon wieder wie der Goon aus und Kinder lernnen, das man dem Dorftrottel die Kracher nicht vor die Füße schmeißt, sondern in dieverse Körperöffnungen steckt. Danach füllen eine mutantenhandvoll (weil 7) Kurzgeschichten die Seiten fast bis zum Ende. Nicht schlecht, aber das macht die Stimmung kaputt.
Die neuen X-Men # 1 – Gestern und Heute
Die Idee ist beeindruckend einfach wie genial: Was passiert, wenn die ersten X-Men auf ihre aktuellen Ebenbilder träfen? Also besonders begabte Kinder, die sich mit besonderen Kräften in einer normalen Welt zurechtfinden müssen, treffen auf ausgebrannte Menschen, die sich den vielen Untiefen des Lebens stellen mussten und ihren Ziehvater auf dem Gewissen haben. Idealismus trifft auf Schuld. So beginnt es: Das Biest mutiert erneut unkontrolliert vielleicht das letzte Mal, gleichzeitig sieht er, wie sein Freund Cyclops immer verbitterter wird. Wo soll das enden und wie kann er vor seinem Tod etwas dagegen tun? Er fragt sich, was ist aus den jungen Helden von einst geworden? Also reist er in die Vergangenheit und bringt die jungen X-Men in die Gegenwart. Wird sich Cyclops an seine alten Träume erinnern und wieder für Menschen und Mutanten kämpfen? Im vorliegenden ersten Band kommt die Geschichte nicht so richtig in Fahrt, da wird viel Potential verschenkt, aber das soll sich in Band zwei schon ändern. Trotzdem lesenswert!
Danger Girl und die Armee der Finsternis
Danger Girl steht für drei sexy Agentinnen und viel Action an exotischen Plätzen. Was passiert, wenn das mit dem derben Splatter-Humor von Bruce Campbell und der Armee der Finsternis zusammenkommt? Vor dem Hintergrund der Jagd auf das sagenumwobene Buch Necronomicon gibt es einen unfreiwillig nackten Ash und verwesenden Jungpfadfinderinnen, einen prallgefüllten glänzend schwarzen Overall mit einem wohl kaputten Reißverschluss und und einem kontaktfreudigen Untoten, der aber völlig falsch verstanden wird. Mehr derber Humor und sexy Mädels? Da ist die Badeszene nach dem Zombiemätzeln im Urwaldteich sicher ein Highlight, wenn Ash sich hinter Abbeys entzückendem Rücken ein liegengebliebenes Auge von der Schulter schnippt. Abbey und Ash ahnen, während sie Arm in Arm unter einem Hubschrauber hängend dem Comicende entgegen fliegen, das die Welt demnächst wohl wieder am Rande des Abgrunds stehen wird. Wenn das dann mit schöneren Bilder erzählt würde, wäre das klasse.